Die Ursache ist harmlos, so die Diagnose. Trotzdem, die Rückenschmerzen lassen jede Aktivität zur Qual werden. Hervorgerufen werden die Schmerzen oft durch Verspannungen der Rückenmuskulatur. Dafür kann es wiederum viele Gründe geben. Aber zum Glück gibt es auch jede Menge hilfreiche Maßnahmen, die man selbst, bei Bedarf oder auch regelmäßig, dagegen anwenden kann. Hier zeige ich einige ungewöhnliche Ideen, wie man Rückenschmerzen loswerden kann. Ungewöhnlich heißt in diesem Falle aber nicht „wirkungslos“.
1. Verspannungen wegatmen
Eine bewusste Atmung kann bei den unterschiedlichsten Beschwerden Linderung bringen. Pranayama nennt sich dieser Übungsteil aus dem Yoga. Nachweislich wird durch die bewusst gesteuerten Atemübungen ein positiver Effekt auf die Gesundheit von Körper und Geist ausgeübt. Im Fall von Rückenschmerzen ist es der positive Effekt auf das vegetative Nervensystem und die erhöhte Sauerstoffkonzentration im Blut. Beides hilft, die Arbeit der Muskelfasern wieder zu normalisieren.
2. Qigong, Bewegungsmedizin aus Asien
Qigong ist ein Teil aus der TCM (Traditionelle Chinesische Medizin). Bei den Qigong-Übungen handelt es sich also um heilende Bewegungen (Bewegung ist immer gut bei Rückenschmerzen). Die Übungen werden langsam und gleitend mit bewusster Atmung ausgeführt. Speziell für den Rücken sind z. B. diese Übungen geeignet: „Schlängeln“ (die LWS-Raupe), “ Zwei Drachen schwingen sich um eine Säule“ und „Das Nashorn trinkt Wasser“. (Buchempfehlung : Brunkhorst, Rücken Qi Gong (ISBN 9783132003118) © 2015 Georg Thieme Verlag KG)
3. Yoga: Stellung des Kindes
Garbhasana, so heißt diese wunderbar entspannende Haltung aus dem Hatha Yoga. Dafür kniet man sich auf den Boden, je nach Übungsgrad mit geschlossenen Knien oder mit etwas gespreizten Beinen. Nun lässt man den Oberkörper entspannt nach vorn gleiten soweit es geht. Die Stirn kann dabei den Boden berühren, die Schultern hängen mit den Armen locker zur Seite. Die Hände liegen neben den Fußsohlen.
4. Küchen-Ergonomie für die Rückengesundheit
Die teuerste Hightech-Matratze liegt auf edelstem Lattenrost. Doch in der Küche wird immer schon unter den ungünstigsten Bedingungen gearbeitet? Die Rede ist von einer optimalen Arbeitshöhe der Küchenzeile: Die Unterarme 90 Grad anwinkeln, den Abstand vom Ellenbogen bis zum Boden messen und 15 cm abziehen. Die ergonomisch perfekte Höhe der Spüle liegt sechs Zentimeter höher, die Kochstelle sollte sechs Zentimeter tiefer liegen.
5. Rückenfreundlicher Fernsehen
Wenn Arbeitsplatz und Schlafplatz bereits ergonomisch angepasst sind, kann auch die Wohnlandschaft nebst Fernsehsessel einmal kritisch unter die Lupe genommen werden. Dynamisches Sitzen, also häufige Änderung der Sitzposition (auch auf dem Boden sitzt es sich zeitweise recht angenehm), sollte möglich sein. Wer einen ganzen Film lang lieber unbeweglich an einem Ort sitzt, der sollte nicht allzuweiche Sitzmöbel, mit zu niedrigen Rückenlehnen, auswählen. Und ganz besonders effektiv: 1x abends vor dem Fernseher dehnen oder Gymnastik machen. Während man vom Fernsehprogramm abgelenkt wird, ist es besonders leicht Übungen einzubauen um Verspannungen loszuwerden.
6. Kirschen für die Muskeln
Roger Federer wurde dabei beobachtet, wie er nach einem anstrengendem Tennismatch eine Schüssel Kirschen verputzte. War es Zufall oder die plötzliche Lust auf die süßen Steinfrüchte? Nein, einige Studien ergaben, dass Sauerkirschen mit ihrem hohen Anteil an Anthocyanen, heilend auf kleine Muskelschädigungen oder -entzündungen und die daraus entstehenden Schmerzen auswirkt. Davon profitieren bereits viele Profisportler und auch deren Rückenschmerzen.
7. Yoga: Katze und Kuh
Eine wunderbare Yogaübung für zwischendurch. Sie streckt die Wirbelsäule und durchblutet, durch die begleitende Atmung, die gesamte Muskulatur. Dafür in den Vierfüßlerstand gehen. Einen Katzenbuckel machen, ausatmen, leicht nach hinten verlagern. Dann nach vorn, die Brust hoch und einatmen. Das ganze mindestens 10 Mal langsam im Wechsel.
8. Yoga: Herabschauender Hund
Diese Yogaübung stärkt, streckt und entspannt alle Muskelgruppen längs der Wirbelsäule. Dafür mit Händen und Füßen auf dem Boden ein spitzes Dreieck bilden. Das Gesäß streckt sich dabei gen Himmel, der Kopf befindet sich zwischen den Armen, die Fersen drücken Richtung Boden.
9. Keine Rückenschmerzen mehr bei der Gartenarbeit
Die wahren Schädlinge im Garten, und zwar für den Rücken, sind die falschen Gartengeräte und lange ungünstige Positionen während der Gartenarbeit. Alle Hobbygärtner mit Rückenproblemen sollten ihre Gartenutensilien rückengerecht auswählen, mit einem besonderen Augenmerk auf die Länge der Stile. Auch kleine Hocker können intensive Arbeiten direkt am Boden für den Rücken erleichtern.
10. Wickel: Kartoffelbrei pur
Ohne Muskat und Butter wirken sich zerdrückte Kartoffeln als Wärmeauflage wohltuend auf den schmerzenden Rücken aus. Besser noch als eine Wärmflasche, denn die Abgabe der Wärme erfolgt sanft und gleichmäßig. Den Kartoffelbrei in einem Tuch eingeschlagen solange auf die schmerzende Stelle legen, bis die Wärme nicht mehr spürbar ist.
11. Der Renner, ohne Schuhe laufen
Leider ermöglicht es unser Alltag nur selten, barfuß durch die Gegend zu laufen. Dennoch, wir sollten es so oft wie möglich tun. Dafür gibt es gleich zwei gute Gründe: sämtliche Fußreflexzonen werden auf Schritt und Tritt massiert, auch diejenigen, die die Rückenmuskulatur widerspiegeln. Außerdem hilft es, ohne die störenden Absätze, die Wirbelsäule natürlich auszubalancieren.
12. App als Rücken-Coach
Auch wenn Smartphones dazu beitragen, Nackenschmerzen zu fördern, Stichwort Handy-Nacken, so gibt es inzwischen durchaus hilfreiche Apps, die zur Rückenpflege und -schmerzlinderung beitragen können. Sie zeigen, erinnern und prüfen die Durchführung gezielter Rückenübungen und weisen auf Fehlhaltungen im Alltag hin, zum Teil sogar mit sensorischer Rückmeldung. (z. B. Kaia-Health oder Valedo Rückentraining)
13. Angepasste Kleidung
Kälte, nasse Kälte, peitschender Regen und kalter Ostwind bestimmten oft das Klima in Mitteleuropa. Menschen hasten dann gebückt, mit hochgezogenen Schultern und gesenktem Kopf durch die Straßen. Dabei ist Bewegung an der frischen Luft so wichtig für den schmerzenden Rücken. Noch wichtiger, sich dabei locker und aufrecht zu bewegen. Das ist nur möglich, wenn man warm genug angezogen ist, falls nötig, mit Regenschutz.
14. Gib mir Endorphine
Endorphine, ja das sind die Glückshormone, die angeblich bei dem Genuss von Schokolade ausgeschüttet werden. Endorphine wirken wie körpereigene Schmerzmittel, vergleichbar mit Morphinen. Sie werden ausgeschüttet, wenn man verliebt ist, etwas Leckeres isst, schöne Musik hört oder sich in guter Gesellschaft befindet. Manchmal kann es so einfach sein. Stressreduktion ist gerade bei verspannungsbedingten Schmerzen sehr heilsam.
15. Mit der Blumenmatte gegen Rückenschmerzen
Blumenfeld, so nennt sich eine spezielle Matte mit einem Feld aus vielen Blumen mit recht spitzen Blütenblättern. Einem Fakir gleich legt man sich darauf und lässt die Schwerkraft gegen den Druck der 5.000 Punkte dieser Matte arbeiten. Dies soll die Rückenmuskulatur entspannen, das Nervensystem und die Blutzirkulation anregen. Ich gebe zu, eine sehr ungewöhnliche Art und Weise Rückenschmerzen loszuwerden.
16. Eine Streckbank für die Bandscheiben
Ein Gerät, dass für eine passive Streckung der Wirbelsäule sorgt, ist Nubax. Es soll helfen, den Rücken zu entspannen und die Bandscheiben, bei einer regelmäßigen Anwendung, wieder in die Lage zu versetzen, zu rehydrieren, sich wieder mit mehr Flüssigkeit zu füllen. Regelmäßiges Üben fördert die Beweglichkeit gerade im Lendenwirbelbereich.
16. Infrarot jederzeit
Die SunBox ist eine mobile Infrarotsauna für zu Hause. Die Infrarotsaune arbeitet mit niedrigen Temperaturen. Die Strahlen dringen sanft und tief in das Gewebe ein. Laut Hersteller soll die Anwendung eine schmerzlindernde Wirkung haben und sich positiv auf den Kreislauf auswirken. Da Wärme muskelentspannend wirkt, kann ein Saunagang Schmerzen im Rückenbereich verringern.
17. Wellentherapie an Land
Bei der Wellentherapie liegen die Füße in einem Gerät, während man auf dem Rücken liegt. Rhythmische Bewegungen nach link und rechts, versetzen den Körper in eine wellenartige Bewegung. Die Wirbelgelenke werden dadurch gelockert und der Blutkreislauf wird sanft angeregt. Verschiedene Hersteller bieten Geräte für diese Therapie an. Die Geräte werden unter dem Namen Back2flow oder Chi Maschine angeboten.
18. Zilgrei-Selbstbehandlung
Die Zilgrei Methode ist eine Kombination aus Körperhaltungen, Bewegungen von Kopf, Rumpf oder Extremitäten verbunden mit einer bestimmten Atemtechnik, die sogenannte Zilgreiatmung. Die Methode wurde von einem Chiropraktiker in den 80er Jahren entwickelt. Dadurch sollen eine Entspannung und ein Ausgleich der Muskulatur gefördert, und Schmerzen gelindert werden. Eine Übung speziell gegen Rückenschmerzen ist „der Eisvogel“.
19. Jin Shin Jyutsu, kinderleicht
Dahinter verbirgt sich die japanische Methode des Heilströmens. Die eigenen Hände werden auf bestimmte Energiepunkte gelegt, um Energieblockaden zu lösen und die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren. Eine einfache Haltung gegen Rückenschmerzen kommt aus dem Bereich der Fingerübungen. Dafür wird der Mittelfinger der einen, mit der anderen Hand fest umschlossen und für 10 bis 30 Atemzüge lang gehalten.
20. Schwimmen im toten Meer
Wer jetzt gerade keinen Urlaub hat oder nicht soweit reisen möchte, für den vielleicht folgender Tipp: Vier Kilo Kochsalz in die Badewanne geben und bei ungefähr 38°C auflösen. In dieser warmen Sole für 20 Minuten die Schwerelosigkeit genießen. Danach warm einpacken und eine Stunde lang das Salz auf der Haut trocknen lassen und ruhen. Danach gut abspülen.
Fazit
Natürlich sind einige dieser Ideen sehr ungewöhnlich und kommen seltsam daher. Aber wer schon alles probiert hat und die Rückenoptimierung noch auf die Spitze treiben möchte, ist hier bei dem einen oder anderen Tipp gut aufgehoben.
„Unter Nackenschmerzen leiden in der Tat viele Menschen. Weltweit sind dies ungefähr 330 Millionen (beinahe 5% der Weltbevölkerung).“