Was genau sind Rundrücken, Hyperkyphose & Witwenbuckel?

Hast du dich schon einmal gefragt, was die Begriffe Rundrücken, Hyperkyphose und Witwenbuckel bedeuten und was die Ursachen dafür sind? In diesem Artikel erkläre ich es dir verständlich. Lies auch, wie die Behandlung aussieht und welche kleinen Übungen die ideale Vorsorge für zwischendurch sind.

Im Bereich der Brustwirbel ist die Wirbelsäule normalerweise leicht nach außen geschwungen. Von vorn betrachtet also eine Kyphose. Ist die Krümmung stärker als normal, spricht die Medizin von einer Hyperkyphose, wir würden Rundrücken dazu sagen. Für einen Buckel, oder eben Rundrücken, gibt es viele unterschiedliche Ursachen. Von einem Witwenbuckel spricht man in der Regel nur, wenn eine übernatürliche Krümmung in diesem Bereich durch Wirbelbrüche aufgrund einer Osteoporose entstanden ist.

Einteilung und nähere Definition eines Rundrückens

Ein Rundrücken (Hyperkyphose, Gibbus oder pathologische Kyphose) wird nach Ursache, Form und Struktur eingeteilt.

  • Ursache: angeboren oder erworben
  • Struktur: funktionell oder fixiert
  • Form: bogenförmig oder winkelförmig

Ein Witwenbuckel ist demnach eine erworbene, fixierte und winkelförmige Hyperkyphose. Ein funktioneller, erworbener Rundrücken ist bogenförmig. Er kann mit bestimmten Maßnahmen und durch gezielte Übungen wieder in die richtige Form gebracht werden.

Von einem pathologischen, also krankhaften, Rundrücken spricht man bei einer Krümmung von mehr als 40°. Morbus Scheuermann, Morbus Bechterew und ein Pott´scher Gibbus sind eigenständige Krankheiten, die ebenfalls in den meisten Fällen mit der Ausbildung eines Rundrückens einhergehen.
Angeborene Hyperkyphosen bilden sich aufgrund von vorgeburtlichen Wirbelfehlbildungen (Blockwirbel, Halbwirbel). Die meisten Hyperkyphosen entstehen erst im Laufe des Lebens, sind also erworben.

Die Ursachen für eine Hyperkyphose

An erster Stelle stehen Fehlhaltungen und Haltungsschäden. Wir sitzen einfach zuviel und bewegen uns zu wenig und wenn, dann oft nicht wirbelsäulengerecht. Meistens ist es ein Zusammenspiel aus Fehlhaltung und einer schwach ausgeprägten Muskulatur. Auch ein einseitiges Muskeltraining im Studio führt auf Dauer zu einem Rundrücken. Er entsteht durch ein intensives Brustmuskeltraining ohne die Rückenmuskulatur mit zu trainieren.

In beiden Fällen verkümmert die Muskulatur, die für eine aufrechte Haltung notwendig ist. Die formbaren Strukturen zwischen den Wirbeln sinken in sich zusammen und der Rücken verkrümmt sich. Findet in dieser Phase längere Zeit kein Muskelaufbau statt, um dem entgegenzuwirken, kommt es zu einem Rundrücken.

Weitere Ursachen sind entzündliche oder verschleißbedingte Erkrankungen (z. B. Polyarthritis, Morbus Bechterew, Arthrose, Arthritis, Spondylodiszitis) und Osteoporose. Tumore und Verletzungen machen nur einen kleinen Teil der Ursachen für einen Rundrücken aus.

Die Symptome eines Rundrücken

Gerade in jungen Jahren gilt es, wachsam zu sein. Denn viele Haltungsschäden lassen sich jetzt noch mit relativ wenig Aufwand korrigieren. Eine krumme Haltung scheint erst einmal nicht weiter besorgniserregend. Es gilt zuweilen sogar als Ausdruck extremer Lässigkeit. Wer hier früh genug entgegenwirkt, kann Schlimmeres vermeiden.

Besonders gegen eine vollständige Ausbildung des Krankheitsbildes Morbus Scheuermann lässt sich ich jungen Jahren noch gut angehen. Beim Morbus Scheuermann handelt es sich um eine Schwächung im Bereich der Wachstumszonen an den Wirbelkörpern. Fehlhaltungen und zu langes Sitzen in der Wachstumsphase, kann diese Krankheit zu einer einem Garant für häufige und heftige Rückenschmerzen im Laufe des Lebens werden lassen.

Die Symptome eines Rundrückens lassen sich wie folgt auf den Punkt bringen:

  • sichtbar gekrümmte Haltung des Rückens
  • Überdehnung und Stauchung verursachen Schäden an Muskeln, Sehen und Wirbelkörpern
  • zusätzliche Belastung vom Lendenwirbel- bis Kreuzbeinwirbelbereich (Rückenschmerzen)
  • Verspannungen im Nacken
  • Einschränkungen in der Schulterbeweglichkeit, Schleimbeutelentzündung
  • Schmerzen stärker bei längerem Gehen oder Stehen
  • Bewegungseinschränkungen
  • Nervenfunktionsstörungen (Taubheitsgefühle an den Extremitäten)
  • später auch Einschränkungen bei der Atmung, Verdauung
  • gehäuft treten im fortgeschrittenem Stadium Schlaflosigkeit und Depressionen auf

Ein Rundrücken lässt sich schon von außen leicht erkennen. Klarheit geben dann noch zusätzliche Röntgenaufnahmen. Sofortige Therapien sind unbedingt notwendig, denn der Prozess ist ansonsten fortschreitend. Ein Rundrücken führt zu erheblichen gesundheitlichen Einschränkungen.

Die Folgen eines Rundrückens

In der Folge kommt es nicht nur zu ästhetischen Einbußen durch den unschönen Rundrücken oder Witwenbuckel. Die Strukturen der Knochen und des Bindegewebes im Brustwirbelbereich können auch die aus der Wirbelsäule heraustretenden Nerven einengen und mit heftigen Schmerzen und Taubheitsgefühlen einhergehen.

Noch häufiger kommt es durch diese Haltung zu schmerzhaften Muskelverspannungen. Schmerzen und Einbußen der Beweglichkeit sind die Folgen. Weiter hat man festgestellt, dass Patienten mit einem Rundrücken einem erhöhten Sterblichkeitsrisiko unterliegen. Durch die Körperhaltung wird die Lungenfunktion beeinträchtigt. Das Risiko pulmonaler (die Lunge betreffenden) Erkrankungen ist bei einem Rundrücken erhöht.

Je länger diese ungesunde Fehlstellung besteht, desto mehr Schäden können entstehen. Es wird immer schwieriger allein mit einer Physiotherapie, wieder zu einer aufrechten Haltung zu kommen.

Wie lässt sich ein Rundrücken therapieren?

Die erste Maßnahme der Orthopädie ist es, durch eine Krankengymnastik die entsprechenden Muskelgruppen (Rückenmuskulatur) für eine aufrechte Haltung wieder fit zumachen. Dabei werden gleichzeitig die verkürzten Muskeln, im Brustbereich, gedehnt und entspannt. Auch Atemübungen gehören zu diesen regelmäßigen Trainingseinheiten.
In hartnäckigen Fällen wird ein verstellbares Korsett (Orthesen) verordnet. Auch eine Operation kann notwendig werden, wenn der Rundrücken durch gebrochene Wirbel verursacht ist.

Eine funktionelle Hyperkyphose lässt sich verhindern und im Anfangsstadium durch gezielte Eigenmaßnahmen therapieren. Hierzu einige Tipps:

  • viele Schritte gehen, jeden Tag. Tatsächlich sollte man versuchen, täglich auf die empfohlenen 6.000 bis 10.000 Schritte zu kommen. Hilfreiche Apps können beim Zählen helfen und den Ehrgeiz entfachen.
  • immer wieder zwischendurch bewusste Haltung einnehmen, im Sitzen und Stehen. Zur Erinnerung setzt man sich einen „Anker“. Das kann eine schöne Figur sein oder auch ein Zettel. Immer, wenn der Blick darauf fällt, heißt es Haltung annehmen.
  • Bürotätigkeiten im Wechsel, mal sitzend, mal stehend, durchführen. Ganz wichtig ist die Einrichtung eines ergonomischen Arbeitsplatzes.

Kleine Übungen für zwischendurch als Rundrücken-Vorsorge

  • im Wechsel bewusst einen Buckel machen und aufrichten
  • verkürzte Brustmuskel dehnen: neben der Wand, einen durchgestreckten Arm auf Schulterhöhe hinter dem Körper gegen die Wand drücken.
  • gegen den Buckel drücken: vor eine Wand stellen, mit den Händen dagegen stemmen, zurückgehen und den Oberkörper parallel zum Boden gerade strecken. Brustwirbelsäule dabei leicht nach unten drücken.

Definitionen

Pathologische Kyphose

Kyphose wird die normale, nach hinten gerichtete, Krümmung der Wirbelsäule im Brustbereich genannt. Ist die Krümmung um mehr als 40° gekrümmt, spricht die Medizin von einer pathologischen (krankhaften) Kyphose. Die Arten einer pathologischen Kyphose werden nach ihrer äußeren Form, der verbleibenden Bewegungsmöglichkeiten und nach den Ursachen eingeteilt (z. B. Fehlhaltungen, Osteoporose, Morbus Bechterew).

Pott´scher Gibbus

Der Pott´sche Gibbus ist eine pathologische Kyphose im Brustwirbelbereich. Meistens handelt es sich um eine anguläre Kyphose, einen spitzwinkeligen Buckel. Diese Verformung tritt normalerweise im Rahmen einer bestimmten Form der Tuberkulose auf, zusammen mit Abszess und Lähmung (Pott´sche Trias). Es ist eine der am frühesten dokumentierten Krankheiten überhaupt und ist heute sehr selten geworden.

Morbus Scheuermann

Der dänische Orthopäde Holger Werfel Scheuermann hat dieses Krankheitsbild vor 100 Jahren das erste Mal beschrieben. Dabei kommt es in jungen Jahren zu einer Verkrümmung im Brustwirbelbereich (Buckel, pathologische Kyphose) aufgrund einer Wachstumsstörung. Jungen sind häufiger betroffen als Mädchen. Frühzeitig erkannt und behandelt, lassen sich größere Einschränkungen im Erwachsenenalter verhindern.

Spondylodiszitis

Die Spondylodiszitis ist eine, meist bakteriell bedingte, Infektion der Bandscheibe, die meistens auch auf die beiden anliegenden Wirbelkörper übergreift. Die Betroffenen fühlen starke Schmerzen, besonders auf Druck im betroffenen Wirbelbereich. Schmerzen werden bei Belastung stärker. Nachtschweiß und Gewichtsverlust können unspezifische Begleitsymptome sein. Eine Therapie erfolgt mit Antibiotika und falls nötig, durch eine Operation.

Orthesen

Orthesis kommt aus dem Griechischen und bedeutet aufrecht. Orthesen sind Hilfsmittel, die bestimmte Gliedmaßen oder den Rumpf stabilisieren, entlasten, korrigieren oder ruhig stellen sollen. Meistens verordnet der Orthopäde Orthesen. Diese werden dann von einem Orthopädietechniker, oder im Fall von speziellen Schuhen und Schuheinlagen, von einem Orthopädieschuhtechniker, hergestellt und angepasst.

Artikel zuletzt aktualisiert am 25. August 2019 von

Roland-Liebscher Bracht im Interview„Kein Arzt, kein Therapeut und kein anderer wie auch immer ausgebildeter Mensch kann einem Schmerzpatienten dauerhaft helfen.“

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