Nackenschmerzen nach einem Zeckenbiss

Mit dem beginnenden Sommer fängt wieder die Zeckensaison an. Sie dauert bis November und dann heißt es wieder, vermehrt Achtung zu geben, denn ein Zeckenbiss kann mit Nackenschmerzen, aber auch gravierenden Folgeerscheinungen wie der Borreliose einhergehen. In diesem Artikel erkläre ich dir, an welchen Beschwerden du sie erkennst und was du akut gegen die Nackenschmerzen tun kannst.

Im beginnenden Sommer geht es jedes Jahr wieder los, die Zeckensaison beginnt und hält an, bis in den November hinein. Winzig kleine Biester lauern auf das Blut warmer Säugetiere. Dabei hinterlassen sie bei ihrer Mahlzeit nicht selten Bakterien und Viren auf ihren Wirten. Was können Nackenschmerzen damit zu tun haben? Anders herum gefragt, können die Nackenschmerzen mit einem Zeckenbiss (eigentlich Zeckenstich) zu tun haben?

Ein Zeckenstich und die möglichen Folgen

Zunächst ein paar Zahlen, um die Gefahren besser einschätzen zu können. Unabhängig davon, dass ein Stich von diesen Blutsaugern immer unangenehm ist, können Zecken auch ernsthafte Infektionskrankheiten übertragen. Allen voran die Borreliose und die FSME (Frühsommermeningoenzephalitis). Meningoenzephalitis ist der medizinische Begriff für eine Hinhautentzündung (Meningitis) unter Beteiligung des Gehirns (Enzephalitis).

Eine Übertragung der Borreliose (auch Lymeborreliose, Lyme-Krankheit) kommt bis zu eintausend Mal häufiger vor, als eine FSME-Infektion. Man geht davon aus, dass ungefähr zwei Prozent der Zecken in den jeweils aktuellen Risikogebieten mit FSME-Viren infiziert sind. FSME-Viren sind sogenannte humanpathogene Viren aus der Familie der Flaviviridae. Etwa jeder Dritte der von einer infizierten Zecke gestochen wird, erkrankt letztendlich an FSME, die meisten von ihnen wiederum fast ohne spürbare Symptome.
Dagegen sollen etwa 15 Prozent aller Zecken in Deutschland mit Borrelien infiziert sein. Von 50 Stichen durch infizierte Zecken, führt ein Stich zu einer Borreliose. Auf den ersten Blick mögen diese Zahlen einigermaßen beruhigend wirken, doch hilft diese Beruhigung herzlich wenig, wenn man dennoch selbst betroffen zu sein scheint.

Es gibt noch weitere Erreger, die von Zecken auf den Menschen übertragen werden und Infekte auslösen können. Zum Beispiel die Babesiose, Ehrlichiose, Rickettsiose und das Krim-Kongo-Fieber. Die Verbreitungsgebiete dieser Erreger liegen in der Regel außerhalb Deutschlands. Die Gefahr einer Infektion durch einen Zeckenstich ist sehr gering. Bei einer Babesiose und Ehrlichiose können als Symptome unter anderen Muskelschmerzen, unter anderem eben auch im Nacken- oder Rückenbereich, auftreten. Bei einer Rickettsiose oder beim Krim-Kongo-Fieber stehen hohes Fieber und ein starkes Krankheitsgefühl eindeutig im Vordergrund.


Beschwerdebild einer FSME

Die Inkubationszeit nach einer Infektion mit FSME-Viren beträgt ein bis zwei Wochen. Die Erkrankung selbst kann in zwei Schüben verlaufen. Wenn sich im zweiten Stadium die Meningoenzephalitis (Gehirnhaut-Gehirnentzündung) stark ausdehnt, sind schweren Verlaufsformen unter Beteiligung des Rückenmarks, möglich. Das kann dann sogar in Einzelfällen tödlich enden (in einem von hundert Fällen). In den allermeisten Fällen jedoch bleiben die Infizierten völlig symptomlos oder durchlaufen das zweite Stadium gar nicht (ca. 90 Prozent aller Infizierten).

Eine gute Nachricht, es gibt einen Impfstoff gegen den FSME-Virus. Besonders für Risikogruppen (Waldarbeiter, Förster, Naturliebhaber, Sportler in den betroffenen Gebieten) macht eine FSME-Impfung Sinn.

Die möglichen ersten Symptome, nach der Inkubationszeit, dauern sieben bis zehn Tage an, bevor sie zunächst wieder abklingen:

  • grippeähnliche Symptome (Fieber, Gliederschmerzen, Schwächegefühl)
  • Schwindelgefühl
  • Kopfschmerzen

Bei einigen der Betroffenen kann es dann nach ungefähr zwei Wochen erneut zu Krankheitssymptomen kommen (2. Phase):

  • Symptome ähnlich der ersten Phase, nur mit stärkerem Krankheitsgefühl
  • Nackensteifigkeit, Nackenschmerzen
  • starke Schmerzen im Hinterkopf
  • Licht- und Geräuschempfindlichkeit
  • Lähmungserscheinungen

Beschwerdebild einer Borreliose

Nach einem Zeckenbiss und einer Übertragung von Borrelien, kann es eine Woche bis zu einem Jahr dauern, bis die ersten Symptome auftreten (Inkubationszeit). Wenn eine Borreliose rechtzeitig erkannt und behandelt wird, wird sie rückstandslos ausheilen. Ist die Infektion schon weit fortgeschritten, können irreparable Schäden an den Gelenken oder am Nervensystem zurückbleiben.
Borrelia (Borrelien) sind relativ große, gramnegative Bakterien, sie gehören zur Gruppe der Spirochäten. Bisher gibt es noch keinen Impfschutz gegen Borreliose, doch es wird daran gearbeitet. Wer einmal eine Borreliose-Infektion durchgemacht hat, ist dadurch nicht immun gegen eine erneute Infektion.

Auch bei der Borreliose gibt es verschiedene Stadien mit unterschiedlichen Symptomen. Allerdings treten sie in der Praxis nur selten nach Lehrbuch auf. Sie variieren stark in ihrem Erscheinen, ihrer Stärke und Reihenfolge. Das macht eine frühzeitige Diagnose bei Borreliose letztendlich so schwierig.

Die Symptome:

  • Hautrötung an der Einstichstelle, die sich ringförmig ausbreitet (Wanderröte)
  • grippeähnliche Symptome (Fieber, Schwäche, Schüttelfrost, Gelenkschmerzen)
  • geschwollene Lymphknoten
  • wandernde Nervenschmerzen, Lähmungen, Gefühlsverlust (Neuroborreliose)

Wie kommt es bei einer FSME- oder Borrelien-Infektion zu Nackenschmerzen?

Bei der FSME ist die Meningitis (Entzündung der Hirnhäute)für die Symptome am Nacken verantwortlich. Jede Kopfbewegung schmerzt durch die Dehnung der Hirn- und Rückenmarkshäute, es kommt zur Nackensteifigkeit und zu Nackenschmerzen. Aufgrund der Schmerzen verspannt sich mit der Zeit automatisch auch die Muskulatur in diesem Bereich und führt zusätzlich zu Verspannungsschmerzen im Nacken.

Bei der Borreliose kann es durch die Ausbildung einer Neuroborreliose zu Nackenschmerzen kommen. Die Borrelien befallen das Nervensystem. Dabei entzünden sich die Nervenwurzeln am Rückenmark. Je nach dem, an welcher Stelle sich die Infektion längs der Wirbelsäule breit macht, kommt es in den entsprechenden Gebieten zu starken Nervenschmerzen, Empfindungsstörungen oder Lähmungen. Das typische an diesen Entzündungen ist, sie können relativ schnell ihre Lokation wechseln und auf Schmerzmittel sprechen sie kaum an.


Wie unterscheiden sich diese von normalen, verspannungsbedingten Nackenschmerzen?

Der Schmerz im Nacken ist nur eines von vielen möglichen Symptomen nach einem Zeckenstich. Genau das ist auch schon das Hauptunterscheidungsmerkmal: es sind noch weitere Symptome vorhanden. Meistens sind es die Beschwerden eines grippalen Infektes, wie leichtes bis schweres Fieber, Müdigkeit, Schwäche, Kopf- und Gliederschmerzen. Die Grippesymptome können aber auch so schwach sein, dass sie gar nicht wahrgenommen werden oder bereits wieder vorbei sein, wenn die Nackenschmerzen beginnen.

Ob die Hirnhäute betroffen sind, wie es bei einer FSME möglich sein kann, lässt sich testen, indem man den Kopf zur Brust herunterbeugt. Das verursacht bei einer Gehirnhautentzündung eine flächige Verstärkung der Nackenschmerzen. Eine seitliche Drehung des Kopfes verstärkt dagegen die Nackenschmerzen nicht.

Kommt es im Rahmen einer Borreliose zu Nackenschmerzen durch Nervenbeteiligung, ist meistens schon das zweite Stadium erreicht und es droht, in eine chronische Lymeborreliose überzugehen. Das kann sehr leicht passieren, wenn eine Borreliose-Infektion nicht erkannt wird. Die Einstichstelle zeigt nicht immer die typische Wanderröte (Erythema migrans), wie es medizinisch so schön beschrieben wird. Die Grippesymptome werden häufig nicht mit einer möglichen Borreliose in Zusammenhang gebracht und klingen, falls sie überhaupt bemerkt wurden, bald wieder ab. Doch im Hintergrund bleiben die Borrelien aktiv. Erst viel später können sie auch die Nervenwurzeln befallen und völlig unterschiedliche Beschwerden auslösen. In den seltensten Fällen wird dann sofort ein lange zurückliegender Zeckenstich dafür verantwortlich gemacht, falls man sich überhaupt noch daran erinnert oder ihn bemerkt hat.

Die Nervenschmerzen bei einer Borreliose sind meistens sehr stark und lassen sich auch durch Schmerzmittel und Wärme kaum besänftigen. Eine weitere Unterscheidung zu Nackenschmerzen aufgrund von Verspannungen, sind auch bei der Borreliose zusätzlichen Beschwerden, wie Abgeschlagenheit und Gelenkschmerzen, die kommen, gehen und mal hier, mal dort auftreten.


Was lässt sich akut tun?

Treten Nackenschmerzen im Zusammenhang mit einem Zeckenstich auf, dann ist akut eigentlich nur eins zu raten, sofort zum Arzt! Denn in beiden Fällen, sowohl bei der FSME wie auch bei einer Borreliose-Infektion treten Nackenschmerzen erst in einem weiter fortgeschrittenen Stadium auf. Nun muss schnellstens gehandelt werden, damit es nicht zu Komplikationen kommt.
Unbedingt sofort in die hausärztliche Praxis, wenn zusätzlich zu den Nackenschmerzen

  • der Kopf-Beugetest positiv ist
  • bekannt ist, dass es in der Vergangenheit mal zu einem Zeckenstich kam
  • gleichzeitig oder vorher grippeähnliche Symptome auftreten/ auftraten
  • Schmerzmittel, Wärme, Bewegung und Selbstmassage kaum Einfluss auf die Schmerzqualität haben

Grundsätzlich sollte nach einem Zeckenbiss eine Ärztin, ein Arzt aufgesucht werden, wenn

  • es zu Rötungen rund um die Einstichstelle kommt
  • die Zecke nicht vollständig entfernt werden konnte

Die Zeit drängt, denn vom Einstich bis zur Infektion mit Borrelien kommt, dauert es 12 bis 24 Stunden. Eine FSME-Infektion erfolgt sofort mit dem Einstich. Die Zecke überträgt die Viren mit ihrem Speichel. Zusätzliche Vorsicht ist natürlich in den jährlich aktuell ausgewiesenen FSME Gebieten angeraten. Aber Achtung, eine Borrelien-Infektion ist weitaus häufiger und zudem nicht auf bestimmte Gebiete begrenzt!

Der beste Schutz ist eine entsprechende Kleidung, wenn Wanderungen in der Natur geplant sind. Das bedeutet auch an heißen Tagen, eine lange Hose, Socken und festes Schuhwerk anziehen, besonders wenn es querfeldein und durch hohes Gras geht. So kann man sich wirkungsvoll gegen Zecken schützen.

Wenn es zu einem Stich gekommen ist, muss die Zecke sofort entfernt werden. Das Wichtigste dabei, falls eine Pinzette zur Hand ist, diese so dicht wie möglich an der Haut anzusetzen. Dann sollte die Zecke langsam und stetig aus der Haut gezogen werden. Auf den entsprechenden Internetseiten der Landesgesundheitsämter gibt es viele Tipps rund um den Schutz, über die korrekte Entfernung von Zecken sowie aktuelle Informationen über die Verbreitungsgebiete im Land.


Ärztliche Untersuchung, Diagnose und Behandlung bei Nackenschmerzen

In der hausärztlichen Praxis wird zunächst nach den genauen Umständen gefragt:

  • nach Spaziergängen in der Natur, nach Regionen
  • nach dem allgemeinen Empfinden (Fieber, Abgeschlagenheit)
  • nach FSME-Impfung
  • nach Bewegungsschmerzen

Es folgt eine Untersuchung der Einstichstelle. Gegebenenfalls der Kopf-Beugetest. Ein Bluttest im Labor kann dann die Erreger, bzw. die Antikörper gegen die Erreger, feststellen.

Bei einer diagnostizierten Borreliose werden in der Regel Antibiotika verschrieben oder Antibiotika-Infusionen verabreicht. Je fortgeschrittener die Borreliose ist, desto länger wird die Therapie dauern, das können dann zwei bis vier Wochen sein. Nach einem Zeckenstich wird auf keinem Fall empfohlen, Antibiotika prophylaktisch, ohne eine Diagnose, einzunehmen.

Eine erfolgreiche Behandlung gegen die FSME-Viren gibt es nicht. Je nach dem, welche Ausprägung die Krankheit hat, werden die Symptome der Meningitis oder Meningoenzephalitis behandelt. Zum Beispiel mit schmerzlindernden und krampflösenden Medikamenten. Oft wird eine Behandlung im Krankenhaus bevorzugt, damit der Verlauf beobachtet werden kann. Besonders wenn Teile des Nervensystems entzündet sind. Als Komplikationen können Lähmungen oder Krampfanfälle auftreten.

Artikel zuletzt aktualisiert am 24. Juni 2019 von

Dr. Schneiderhan, Orthopäde„Für Schreibtischsitzer ist die Entlastung der Wirbelsäule wichtig...Oft hilft es schon, sich bewusst zu machen, wie man im Moment sitzt.“

Dr. Schneiderhan, Orthopäde

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