Rückenschmerzen stehen auf der Liste der teuersten Erkrankungen in den Industrienationen. Zugleich führen sie die Liste der Gründe für einen vorzeitigen Ruhestand an. Manchmal sind es psychische Faktoren (wie Stress), die Rückenschmerzen verursachen oder maßgeblich Einfluss auf die Dauer und die Intensität der Kreuzschmerzen nehmen.
Grund genug, bei Schmerzen im Rückenbereich auch etwaige psychische Belastungen und Stressfaktoren zu berücksichtigen. Das Risiko einer Chronifizierung der Schmerzen ist in diesen Fällen besonders hoch. Hier spielt eine umsichtige ärztliche Betreuung auf vertrauensvoller Basis eine wichtige Rolle.
Auslöser für stressbedingte Rückenschmerzen
Psychische Erkrankungen, besonders Angststörungen und Depressionen, sowie psychische Belastungen können Rückenschmerzen verursachen, verschlimmern oder manifestieren. Harmlose Verspannungsschmerzen im Rückenbereich können bei manchen Betroffenen zusätzlichen Stress auslösen. Mit dem Effekt, dass die Rückenschmerzen sich verschlimmern.
Im sozialen Umfeld kann negativer Stress (Disstress) der Auslöser oder eben auch der Verstärker sein. Angst, die Arbeit nicht mehr richtig ausführen zu können, entlassen zu werden oder Druck von den Kollegeinnen, Kollegen zu bekommen, die dadurch Mehrarbeit haben.
Definition: Was ist Disstress?
Mit Disstress, Disstress Syndrom, wird negativer Stress bezeichnet. Während sich Stress in der Regel durch adäquate Aktionen abbaut, bleibt der Dissstress
bestehen. Stress ist ein lebenswichtiger Zustand, der jede Menge biochemische Aktivitäten im Körper freisetzt. Kann sich dieser Zustand nicht mehr abbauen,
durch „Weglaufen“ oder Arbeit, können bleibende psychische oder physische Störungen auftreten.
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Gerade wenn Ärzte keine körperlichen Ursachen finden können, beklagen die Betroffenen oft, mit ihren Kreuzschmerzen nicht ernst genommen zu werden. Im schlimmsten Fall als arbeitsscheue Simulanten bezeichnet zu werden. Eine unangenehme Situation, die weiteren Stress verursacht und die Situation verschlimmert. Eine exakte Trennlinie zwischen psychischer und physischer Ursache lässt sich nur selten ziehen.
Besonders anfällig scheinen Personen, die im wahrsten Wortsinne, in jeder Situation versuchen, Haltung zu bewahren. Das ist ein guter Nährboden für Verspannungen.
Rückenschmerzen durch Stress und psychische Probleme am Arbeitsplatz
Probleme am Arbeitsplatz äußern sich häufig als Nacken- und Rückenschmerzen. Daher empfiehlt es sich, die eigene psychische Verfassung mal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen, wenn sie immer wiederkehren oder sogar bereits chronisch geworden sind. Psychische Probleme am Arbeitsplatz tragen häufig zum Erhalt der Rückenschmerzen bei. Der Grund hierfür ist, dass Menschen, die über einen längeren Zeitraum unter Stress und psychischer Anspannung stehen, dazu neigen, sich zu verspannen. Hierbei wird von psychosomatischen Vorgängen gesprochen. Der Körper und die Psyche beeinflussen sich gegenseitig.
Dabei können die seelischen Auslöser unterschiedlicher Natur sein, beispielsweise:
- Ängste am Arbeitsplatz
- schlechtes Betriebsklima
- hoher Leistungsdruck
- Terminstress
- zu wenig Freizeit
- das Gefühl, ständig erreichbar sein zu müssen
- fehlende Wertschätzung durch Vorgesetzte
- geringe Unterstützung innerhalb des Teams
- zu komplexe Aufgaben
- Angst vor einem Verlust des Arbeitsplatzes
- Probleme mit Kollegen bis hin zu Mobbing
Die Angst vor wiederkehrenden Rückenschmerzen ist für viele Betroffene sehr belastend. Sie geraten oftmals in einen Teufelskreis aus Angst vor erneuten Schmerzen, die wiederum zu einer verstärkten Muskelverspannung führen. Die Rückenschmerzen nehmen weiterhin zu, was erneute Angst und Unsicherheiten auslöst. Es ist wichtig, dass es so weit nicht kommt, in dem der Teufelskreislauf rechtzeitig durchbrochen wird.
Wieso löst psychosomatischer Stress Rückenschmerzen aus?
Doch was genau passiert denn im Körper, wenn die Seele Stress hat oder die Psyche erkrankt ist? Im menschlichen Organismus arbeitet alles mit allem zusammen.
- Das Nervensystem,
- das Hormonsystem,
- das Herz-Kreislaufsystem,
- der Stoffwechsel
all diese Systeme greifen ineinander. Wenn ein System gestört ist, hat dies auch Einfluss auf alle anderen Systeme.
Verspannte Muskeln, das sind Muskelfasern, die nicht mehr in der Lage sind, sich vollständig zu entspannen. Die Medizin nennt dies Myogelose. Die Muskeln bleiben in dem Zustand der Grundspannung (Muskeltonus) und wirken damit auf die umliegenden Strukturen. Sie verursachen, durch Druck auf die Nerven, auf die Sehen und Bänder der Gelenke und auf die Gefäße, Schmerzen.Wodurch werden Muskeln in Spannung versetzt? Sie werden bewusst gesteuert, über das willkürliche (somatische) Nervensystem. Über das unwillkürliche (vegetative) Nervensystem erhalten die Muskeln ebenfalls Befehle, unbewusst. Hier ist es das sympathische Nervensystem, das in Stresssituationen alle Systeme hochfährt, um anzugreifen oder zu fliehen. Die Muskeln spannen sich an, Herzschlag und Atmung beschleunigen sich. Die perfekte Ausgangslage für eine Gefahrensituation.
Bei negativem Stress hingegen, befindet sich der Körper in dieser dauerhaften Habachtstellung, ohne dass sich etwas entladen kann. Die Muskeln entspannen sich nicht mehr. Die Muskelgruppen im Rücken-, Nacken– und Kieferbereich sind besonders anfällig für diese psychisch bedingten Verspannungen.
Behandlung von stressbedingten Kreuzschmerzen
Wie bereits erwähnt, ist es oft schwer, die genauen Ursachen von Kreuzschmerzen herauszufinden. Bei starken, längeranhaltenden Schmerzen ist ein Arztbesuch notwendig, um ernsthafte Erkrankungen oder Verletzungen auszuschließen. Bei psychisch bedingten Verspannungen sind die Betroffenen selbst stark gefordert. Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Hausarzt oder entsprechenden Ärztinnen aus dem psychologischen und orthopädischen Fachbereich ist eine gute Grundlage für eine nachhaltige Besserung oder Heilung.
Bei psychisch bedingten Rückenschmerzen ist das Risiko, dass die Schmerzen chronisch werden sehr hoch. Geschulte Fachkräfte erkennen die Warnzeichen, die sogenannten Yellow Flags für chronische Rückenleiden, zum Beispiel:- negativer Stress, Depressionen
- Neigung zum Dramatisieren
- Angst-Vermeidungsverhalten
- Passivität
- schwierige berufliche Situation (schwere Lasten, Monotonie, Unzufriedenheit, etc.)
Die Maßnahmen einer Behandlung müssen daher auf mehreren Ebenen erfolgen. Neben Krankgymnastik und Massagen gehören auch die Thematisierung (und ggf. Veränderung) des persönlichen und sozialen Umfeldes sowie Anleitungen zur Entspannung und Körperwahrnehmung dazu.
Eine körperliche Therapie allein genügt oft bei Rückenschmerzen nicht
Es ist längst veraltet, bei immer wieder kehrenden, also chronischen Rückenschmerzen auf eine rein körperliche Behandlung zu setzen und sich somit lediglich auf die körperlichen Symptome zu konzentrieren. In seltenen Fällen gibt es für die Rückenschmerzen nur eine Ursache. Meist ist es eine Kombination aus körperlichen und psychischen Faktoren, die sich gegenseitig ergänzen. Es sollte also nicht der Sinn der Sache sein, eine entsprechende Spritze in den Rücken zu geben und dann ist alles in Ordnung. Schon gar nicht angebracht ist es, dauerhaft Medikamente zu nehmen. Stattdessen ist eine Kombination aus Training und Psychotherapie in der Form von verhaltenstherapeutischen Methoden oder psychoanalytisch ausgerichteten Verfahren wichtig, wenn die Rückenschmerzen aus psychischem Stress resultieren. Dadurch ist es möglich, die Rückenschmerzen langfristig zu beseitigen. Natürlich ist es wichtig, bestehende Konflikte zu erkennen und Möglichkeiten zu suchen, sie zu lösen.
Regelmäßige Entspannung ist bei stressbedingten Rückenschmerzen wichtig
Rückenschmerzen durch Verspannungen sind häufig die Antwort auf Stress und tiefer liegende Konflikte. Sie beeinflussen immer auch die Psyche. Es besteht längerfristig mehr Anspannung als Entspannung. Wenn Dauerstress zum ständigen Begleiter wird, es keine genügenden Ruhephasen gibt, führt dies zu einer inneren Anspannung der Rückenmuskulatur. Sie wird überlastet, was die Rückenschmerzen begünstigt. Dies führt zum bereits erwähnten Teufelskreislauf. Um diesen zu verhindern, ist regelmäßige Entspannung als Ausgleich sehr wichtig, damit die Beseitigung der Rückenschmerzen überhaupt gelingen kann. Ideal sind Entspannungstechniken wie autogenes Training oder progressive Muskelentspannung nach Jacobson.
Auch ein heißes Bad und körperliche Bewegung helfen beim Relaxen und Herunterfahren. Beim Sport werden Glückshormone ausgeschüttet, was bei der Stressbewältigung hilft. Der Körper und Geist benötigen regelmäßige Pausen zur Regeneration, um das seelische Gleichgewicht in Balance zu halten. Dass wir eine Pause brauchen, bemerken wir leider oftmals erst, wenn es bereits zu spät ist, das heißt, wenn die Konzentration und Leistungsfähigkeit nachlassen. Daher ist es wichtig, die Erholungsphasen schon vorher einzuplanen, bevor sich ein Zustand der Erschöpfung einstellt.
Achtsamkeitsübungen zur Vermeidung von Verspannungen und Nackenschmerzen
Achtsamkeit ist bei chronischen Schmerzen ein sehr wichtiger Punkt. Hierbei geht es nicht darum, die Verspannungen und Nackenschmerzen zu bekämpfen. Das Achtsamkeitstraining dient dazu, eine gemütliche Position einzunehmen, bewusst ein- und auszuatmen, die Einstellung zu den Schmerzen zu ändern, was letztendlich Linderung verschaffen kann. Über eine Atembeobachtung und die Fokussierung auf die Empfindungen währenddessen wird eine Entspannungsreaktion herbeigeführt. Dadurch kann sich der Körper wiederum von Stressreaktionen erholen. Schmerzen sind grundsätzlich zunächst einmal neutrale Empfindungen des Körpers. Erst, wenn sie als negativ betrachtet werden, leiden Betroffene umso mehr.
Selbstmitleid macht den Umgang langfristig gesehen nur schwerer, denn auf diese Weise kommt zu den Beschwerden noch das Leiden hinzu. Stattdessen empfiehlt es sich, ihnen mit Achtsamkeit zu begegnen und sie nur in den gegenwärtigen Momenten wahrzunehmen. Ein ständiges inneres Aufbäumen begünstigt Stress, ein Verkrampfen und eine Anspannung. Dies wiederum kann die Schmerzen verstärken. Achtsamkeitsübungen helfen insbesondere im Umgang mit den Schmerzen.
Atemübung, um durch eine Entspannung den Beschwerden entgegenzuwirken
Viele sind beim Job und im Privatbereich so auf Leistung und Termindruck gedrillt, dass es ihnen kaum noch gelingt, sich vom Stress zu erholen. Atemübungen können eine wirksame Hilfe sein und für zwischenzeitliche Erholung des Körpers und Geistes sorgen. Es gibt verschiedene Methoden der Atemtherapie, beispielsweise die Muskelentspannung nach Jacobson. Durch eine beruhigende Bauchatmung wird Entspannung erzeugt. Bewusstes Atmen kann zudem Schmerzen lindern. Viele Menschen atmen flach und in den Brustraum. Dabei wird nur ein kleiner Teil der Lungenkapazität genutzt. Dies führt zu einer erhöhten Atemfrequenz und Ausschüttung von Stresshormonen.
Die Bauchatmung ist daher besser, denn die Lunge kann sich dabei weiter ausdehnen und es gelangt mehr Sauerstoff in den Körper. Atemübungen helfen gezielt dabei, den Körper zu entspannen, den Geist zu beruhigen und den Akku wieder aufzuladen. Zudem wird die Muskelspannung reduziert, was bei Rücken- und Nackenschmerzen sehr sinnvoll ist.
Imaginative Verfahren
Imaginative Verfahren können in den laufenden Therapieprozess eingebunden werden. Sie sind sinnvoll bei psychischen, psychosomatischen und chronischen, körperlichen Erkrankungen. Es geht hierbei um die Wechselwirkungen zwischen den Vorstellungsbildern und körperlichen Prozessen. Mit Ersterem sollen die Gefühle und körperliche Abläufe beeinflusst werden. Phantasiereisen und Visualisierungen werden dafür genutzt, einen tiefen Entspannungszustand zu erzeugen und Zugang zum Unterbewussten zu bekommen, um sich gedanklich mit den inneren Problemen auseinander zu setzen und natürlich auch Lösungswege zu finden. Dies ist vergleichbar mit Tagträumen.
Das Ziel besteht darin, die eigenen Ressourcen zu entdecken, Geborgenheit zu erleben, Ruhe, Distanz und Entspannung zu erfahren und die Selbstheilungskräfte zu stärken. Dies begünstigt eine Stabilisierung, die wiederum den Heilungsprozess fördert. Zur Entspannung der Muskulatur ist es beispielsweise möglich, sich die Muskelanspannung wie einen Ball vorzustellen. Bei jedem Ausatmen wird er kleiner.
Akupressurmatte gegen Verspannungen und Nackenschmerzen
Die Akupressurmatten gelten als Entspannungsmatten und können somit sehr hilfreich sein bei Verspannungen und Nackenschmerzen. Sie erinnern an Nagelbretter, wie es von den Yoga-Gelehrten zum Lösen von Blockaden verwendet wurde. Sie verfügen über Noppen oder Spitzen, beispielsweise aus Hartplastik. Die Matte kann auf den Boden oder das Bett gelegt werden. Durch den entstehenden Druck nach dem Drauflegen werden die Akupunkturpunkte des Rückens und Nackens stimuliert, was die Selbstheilungskräfte des Körpers anregen soll. Die Noppen erzielen zudem einen Massageeffekt und die Durchblutung wird gesteigert, was mit entspannten Muskeln einhergeht.
Der Rücken und das Nervensystem geraten in einen Entspannungszustand. Dies führt zu einer Linderung der Schmerzen, was bekanntermaßen typisch für die Akupressur ist. Verglichen mit der Massage wird sie von vielen als wirksamer und effizienter empfunden. Täglich genügen 15 bis 45 Minuten, um spürbare Veränderungen zu erzielen. Akupressurmatten können dabei helfen, Nackenprobleme langfristig zu verbessern und die Gesundheit des Rückens zu stärken. Die Anwendung ist sehr einfach und bequem. Sie kann zu Hause umgesetzt werden. Nebenwirkungen gibt es bei der Behandlung keine.
Was passiert im Körper während der Entspannungsphasen und welche langfristigen Wirkungen können sie haben?
Während der Entspannungsphasen kommt es dazu, dass das parasympathische Nervensystem aktiviert wird. Dieses ist auch während der Nachtruhe aktiv und dafür verantwortlich, dass sich der Körper erholt. Die positiven Effekte sind in vielfältiger Hinsicht spürbar: Die Atmung wird tiefer, der Herzschlag langsamer, die Sauerstoffversorgung und Durchblutung nehmen zu. Die Stimmung wird stabilisiert und dadurch das Stressempfinden verringert. Viele Entspannungsverfahren haben sich bei Verspannungen und Nackenschmerzen bewährt. Sie gelten als wertvolle Möglichkeit, um den Teufelskreislauf aus Stress, Daueranspannung, Muskelverspannung und -verhärtung sowie Schmerzen zu durchbrechen.
Um eine langfristige Wirkung zu erzielen, ist es jedoch wichtig, die Entspannungsverfahren regelmäßig anzuwenden und die Muskelverspannungen und Schmerzen somit zu lösen und zu beseitigen. Die eigene Körperwahrnehmung verbessert sich dadurch, wodurch An- oder Verspannungen frühzeitig wahrgenommen und durch bewusste Entspannung entsprechend darauf reagiert werden kann. Ein weiterer Vorteil ist die Reduktion von Stress und ein besserer Umgang damit.
Zusammenfassung
Stress sorgt dafür, dass unser Körper sich verspannt. Verspannte Muskeln führen auf lange Sicht zu Schmerzen. Gerade der Rücken ist hierbei sehr anfällig, da große Muskelgruppen betroffen sind und tägliche viel Last durch ihn zu tragen ist. Wer für Entspannung sorgt, wird über kurz oder lang auch eine Besserung der Schmerzsymptome erfahren.
„Stress und unverarbeitete Gefühle, vor allem Ängste, sind zweifellos der Hauptgrund für die meisten Schmerzen“