Nackenschmerzen durch Verletzungen

Bei vielen Verletzungen sind Nackenschmerzen ein Begleitsymptom, beispielsweise bei einem Schleudertrauma, einer Muskelzerrung oder Bänderüberdehnung. Ich erläutere dir in diesem Artikel, welche Verletzungen der Auslöser von Nackenschmerzen sein können und mit welchen Symptomen sie einhergehen.

Zuallererst denkt man bei Nackenschmerzen durch Verletzung an ein Schleudertrauma. In der Tat geht jedes Schleudertrauma, von Grad 0 bis Grad IV, immer auch mit Nackenschmerzen einher. Doch welche Verletzungen genau verursachen jeweils die Nackenschmerzen, gibt es unterschiedliche Schmerzqualitäten? Wann ist ärztliche Hilfe erforderlich und was kann man selbst behandeln?

Beschleunigungsverletzungen (Schleudertrauma, Dezelerationstrauma) der Halswirbelsäule

Ein Schleudertrauma muss nicht immer durch einen Verkehrsunfall verursacht werden. Es können Unfälle beim Sport oder auch nur eine unbedachte, plötzliche Kopfbewegung im Alltag dahinter stecken. Manchmal treten die Beschwerden zeitversetzt auf, sodass man sie nicht unmittelbar damit in Zusammenhang bringt. Verletzungen durch plötzliche, ungeschickte Bewegungen beim Sport und im Alltag sind besonders dann häufig, wenn sie auf eine schwache oder verspannte Nackenmuskulatur treffen.

Dezelerationstrauma ist aus dem Englischen abgeleitet. Er bezeichnet eine Verletzung durch schnelle, abrupte Beschleunigungs- oder Bremsbewegungen. Im Grunde also ein Schleudertrauma, das nicht auf den Nackenbereich festgelegt ist. Eigentlich sind sämtliche Verletzungen an den Nackenstrukturen durch eine Art Schleudertrauma hervorgerufen. Wenn es sich nicht gerade um einen Schlag in den Nackenbereich, einen Schnitt oder Stich handelt.

In der Folge kann es zu leichten bis schweren Verletzungen kommen:

  • Muskelzerrungen
  • Muskelfaser-, Muskelrisse
  • Bänderrisse
  • Bandscheibenschäden, Bandscheibenvorfall
  • Wirbelverrenkung
  • Wirbelbrüche (Genickbruch)
  • traumatisch bedingte HWS-Instabilitäten

Ein Schleudertrauma muss also nicht zwingend durch einen Verkehrsunfall verursacht werden. Besonders im Sport- und Freizeitbereich sowie im Haushalt kommt es häufig zu ruckartigen Einwirkungen auf den sensiblen Halbereich. Bei Nackenschmerzen ist es wichtig, möglichst schnell zu erkennen, welche Schäden vorliegen und wann der Besuch einer orthopädischen Praxis unumgänglich ist.

Nackenschmerzen durch Muskelzerrungen, Muskelfaserriss, Muskelriss

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Was ist der Unterschied zwischen einer Muskelzerrung, einem Muskelfaserriss oder einem Muskelriss? Im Grunde handelt es sich um eine Verletzung des Muskels mit ansteigendem Schweregrad. Die Ursache ist immer eine kurze, plötzliche Überdehnung des Muskels.

Gerade im Nackenbereich sind die Strukturen von Muskeln, Nervenwurzeln und Halswirbel komplex und eng miteinander verbunden. Das ermöglicht eine hohe Stabilität mit einem großen Bewegungsradius. Daher machen sich gerade in diesem Bereich ruckhafte Einwirkungen von außen schnell unangenehm bemerkbar. Besonders, wenn sie auf eine untrainierte, angespannte oder überforderte Muskulatur treffen.

Bei einer Muskelzerrung sind die Muskeln selbst nicht beschädigt. Aufgrund einer schlagartigen Belastung ziehen sich die Muskeln zusammen. Ein Reflex, der von den Muskelspindeln (quasi die Sinnesorgane der Muskeln) zum Schutz initiiert wird. Eine Muskelzerrung erkennt man daran, dass der Schmerz langsam zunimmt. Die Bewegung ist eingeschränkt und man kann eine Muskelverhärtung mit den Händen ertasten. Im weiteren Verlauf kann es zu schmerzhaften Muskelkrämpfen kommen. Eine Muskelzerrung muss nicht zwingend ärztlich behandelt werden, da keine Schäden vorliegen. Bei einem Verdacht auf Muskelzerrung, besonders wenn sich die Nackenmuskeln schmerzhaft verkrampfen, hilft es zunächst nur, die betroffenen Muskeln nicht weiter zu belasten. Sozusagen den Kopf still halten. Eisauflagen können den Schmerz abmildern.

Bei einem Muskelfaserriss sind die Strukturen des Muskels unterbrochen. Im Gegensatz zu einer Muskelzerrung kommt es bei einem Muskelfaserriss sofort zu einem heftigen, messerstichartigen Schmerz. In den meisten Fällen ist kurze Zeit später ein blauer Fleck sichtbar. Durch den Riss werden auch kleine Blutgefäße verletzt.

Allein durch Abtasten kann die Orthopädin, der Orthopäde, oft schon feststellen, ob es sich um einen Muskelfaserriss oder einen Muskelriss handelt. Durch eine Ultraschalluntersuchung können die Schäden näher diagnostiziert werden. Als sofortige Selbsthilfe sollte der Bereich zunächst ruhiggestellt und mit Eis gekühlt werden.
In der orthopädischen Praxis wird Salbe zum Abschwellen aufgetragen und ein Tapeverband angelegt. In schweren Fällen kann sogar eine Operation nötig werden. Bei einem Muskelfaser- oder Muskelriss heißt es auf jeden Fall Geduld haben. Bis zur vollständigen Ausheilung kann es gut zwei Monaten dauern. Nach der Ausheilung ist es wichtig, die Muskeln in diesem Bereich unter Anleitung wieder aufzubauen.

Nackenschmerzen durch Bänderüberdehnung, Bänderriss

Die Bänderstrukturen im Halswirbelbereich bestehen in der Hauptsache aus den drei Bändern Ligamenta cruciforme, Ligamenta alaria rechts und links, sowie der Membrana atlantooccipitalis und dem Ligamenta transversum. Der besonders bewegliche und sensible Bereich des Kopfgelenkes und des ersten und zweiten Halswirbels (Atlas, Axis) werden dadurch geschützt. Das Ligamentum transversum schützt davor, dass der hervorragende Teil des Wirbels (Dens) sich nicht ins Rückenmark schieben kann.

Nach einem Unfall ist es nicht einfach, einen Riss an den Bänderstrukturen zu diagnostizieren. Aufgrund der Schwierigkeiten einer genauen Abgrenzung werden in der Medizin Bänderüberdehnungen, Bänderanrisse und Bänderrisse meist als Unterform der HWS Distorsion (Verstauchung) geführt. Hier gibt es drei Schweregrade, wobei der Bänderriss unter dem Schweregrad drei aufgeführt ist. Es kommt dabei zu einem totalen Funktionsausfall des entsprechenden Gelenkes.

Neben Schmerzen im Nacken und Steifheit kommt es häufig auch zu Schwindel und Kopfschmerzen. Bei starker Ausprägung sogar zu Sprachstörungen und Gangunsicherheit. Oft kann man nach kurzer Zeit eine Schwellung sehen. Falls auch Blutgefäße betroffen sind, Blutergüsse.

Bei Verdacht auf eine Halwirbel-Distorsion sollten sich die Erste Hilfe Maßnahmen darauf beschränken, den Kopf- und Nackenbereich stabil und ruhig zu halten. Dann sofort in ein Krankenhaus zur genaueren Untersuchung. Dazu sind in erster Linie die klassischen bildgebenden Verfahren nötig. Je nach Schweregrad wird der Nackenbereich so kurz wie nötig durch eine Halskrause ruhig gestellt. Danach ist eine Physiotherapie unumgänglich, um Fehlhaltungen und Gelenkschäden in der Folge auszuschließen.

Nackenschmerzen durch Schädigungen und Verlagerungen der Bandscheiben

Ein Bandscheibenvorfall (Bandscheibenprolaps) oder eine Bandscheibenvorwölbung (Diskusprotrusion) sind eher selten eine Folge von Verletzungen. Dennoch kann es, zum Beispiel bei einem Autounfall oder einem Treppensturz, dazu kommen. Vorschäden an den Bandscheiben oder eine angeborene Bindegewebsschwäche begünstigen diese Verletzungen.
Im Halswirbelbereich sind am häufigsten die Banscheiben zwischen C5 und C6 sowie zwischen C6 und C7 betroffen. Der Gallertkern zwischen den Wirbeln tritt dabei meistens durch das hintere Band durch und bedrängt die aus den Wirbellöchern heraustretenden Nerven.

In der Folge kommt es zu ausstrahlenden Schmerzen in den Nacken, in die Schulter, den Armen bis in die Finger. Auch Taubheitsgefühle und Missempfindungen, bis hin zu Ausfallerscheinungen in diesen Gebieten, sind möglich. Der schlimmste Fall wäre ein umfassender Bandscheibenvorfall, bei dem der Gallertkern sich bis ins Rückenmark schiebt. In diesem Fall muss es unverzüglich zu einer Notoperation kommen. Ansonsten lassen sich HWS Bandscheibenvorfälle in der Regel konservativ behandeln. Das heißt, Schmerzmedikamente, Schonung, Wärme und möglichst bald Krankengymnastik. Im Normalfall sollte es innerhalb von sechs bis acht Wochen zu einer deutlichen Besserung kommen.

Nackenschmerzen durch Wirbelverrenkungen

Eine Wirbelverrenkung, medizinisch Wirbelluxation, wird meistens durch eine Gewalteinwirkung von außen herbeigeführt. Dabei wird ein Wirbel aus seiner natürlichen Position herausgeschoben. Am häufigsten ist die bewegliche Halswirbelsäule betroffen. Es kann dabei sogar zu Brüchen an den Zwischenwirbelgelenken und zu Bänderrissen kommen.
Im Bereich der Halswirbelsäule handelt es sich in den meisten Fällen um eine Subluxation, eine unvollständige Ausrenkung, bei der noch eine Restverbindung der Wirbel im Gelenk besteht. Am häufigsten betroffen ist das Gelenk des Atlas, C1. Zum Beispiel nach einem Sturz oder Schlag auf dem Kopf.

In der Folge können Symptome auftreten, wie:

  • scharfe Schmerzen im gesamten Nacken- und Schultergürtelbereich, im Hals und Unterkiefer
  • Hörprobleme, Tinnitus
  • Zunge schwillt an
  • unnatürliche Position des Kopfes
  • Schwindel bis Ohnmacht

Eine Wirbelverrenkung im Halsbereich ist ein absoluter Notfall. Der Kopf ist zuvor, für den Transport ins Krankenhaus, mithilfe von gerollten Decken oder Ringen absolut ruhig zu stellen. Auf keinen Fall dürfen unprofessionelle Versuche zur Einrenkung unternommen werden!

Schmerzen im Nacken durch Wirbelbrüche, Genickbruch

Ein Bruch der Halswirbelsäule wird auch als Genickbruch bezeichnet. Hauptursachen sind Autounfälle, Fahrrad- und Reitunfälle sowie Kopfsprünge in flache Gewässer. Bei rund 70 Prozent der Genickbrüche kommt es auch zu Schäden des Rückenmarks. Je nach Lokalisation und welche Strukturen gebrochen sind, kommt es zu mehr oder weniger stark ausgeprägten Nervenschädigungen und Symptomen. Doch fast immer kommt es sofort zu:

  • Nackenschmerzen
  • Kopfschmerzen
  • schmerzhafte Bewegungseinschränkung
  • Schwindelgefühl
  • neurologische Störungen in den Armen
  • Hörstörungen

Ein Verdacht auf Genickbruch, egal welche Halswirbel oder Teile der Wirbel betroffen sind, ist immer ein Notfall! Ruhigstellung des Kopfes und schnellstmöglich in die Unfallannahme eines Krankenhauses. Auch hier wird, nach einer sorgfältigen Untersuchung, in den meisten Fällen konservativ behandelt, mit Schmerzmitteln, Ruhigstellung und einer professionellen, begleitenden Psychotherapie behandelt. Wenn die neuronalen Symptome nach einem Monat noch bestehen, kann von einer Nervenschädigung ausgegangen werden. Weitere neurologische, eventuell operative Maßnahmen werden notwendig sein.

Traumatisch bedingte Instabilität der Halswirbelsäule

Medizinisch ausgedrückt, liegt eine Cranio-cervicale Instabilität vor, CCI. Es handelt sich dabei um eine Instabilität zwischen dem Schädel und dem ersten Halswirbel (Atlas). Oder, bei einer Instabilität des 1. und 2. Halswirbels, um eine atlantoaxiale Instabilität.
Bei der traumatisch bedingten Instabilität der HWS geht es meistens nicht um einen Unfall als akuter Auslöser. Auch können an dieser Instabilität alle Strukturen der Halswirbelsäule beteiligt sein, Bänder, Muskeln, Gelenke, Bandscheiben und Knochen. In den meisten nicht krankheits- oder genetisch bedingten Fällen, geht man davon aus, dass die Ursache dieser Instabilität bisher unentdeckte Folgen von vorangegangenen Unfällen sind. Auch durch ständige (Fehl)Belastungen kann die Instabilität herbeigeführt oder zumindest begünstigt werden.

Am besten ist es daher, früh genug die Anzeichen einer HWS-Instabilität zu erkennen:

  • ständiges Knacken im Bereich der Halswirbelsäule
  • häufig unerklärliche Nackenschmerzen
  • hin und wieder leichte Kopfschmerzen
  • leichte neurologische Symptome (z. B. Kribbeln im Arm, in den Fingern)

Eine gründliche orthopädische Untersuchung kann dann weiteren Aufschluss darüber geben, welche Strukturen, wie stark geschädigt sind. Die wichtigste Therapiemaßnahme ist dann auf jeden Fall ein professionell begleiteter Aufbau der Nacken und Schultermuskulatur.

Artikel zuletzt aktualisiert am 24. Juni 2019 von

Diplompsychologe Martin Rosenauer„Stress und unverarbeitete Gefühle, vor allem Ängste, sind zweifellos der Hauptgrund für die meisten Schmerzen“

Diplompsychologe Martin Rosenauer

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