Nackenschmerzen und Rückenschmerzen durch CMD

CMD (Craniomandibuläre Dysfunktion) umfasst viele Symptome, die aus der Schwäche der Kiefermuskulatur oder Fehlstellung des Kiefergelenks resultieren. Auch Nackenschmerzen sind möglich. Ich zeige dir in diesem Artikel, was die möglichen Auslöser sind und welche Muskelentspannungsübungen für den Kiefer du durchführen solltest.

Ausgeschrieben heißt CMD Craniomandibuläre Dysfunktion. Cranium, das ist der Schädel, Mandibulae, der Unterkiefer. CMD fasst eine Reihe von Symptomen zusammen, die mit einer Schwäche der Kiefermuskulatur oder einer Fehlstellung des Kiefergelenkes einhergehen. Die Ursachen dafür sind breit gefächert und auch die Symptome sind zu einem großen Teil sehr unspezifisch.

Was ist eine CMD (Craniomandibuläre Dysfunktion)?

Die Schätzungen, wie hoch der Anteil der Betroffenen in Deutschland ist, reicht von 6 bis 16 Prozent. Bei vielen Menschen kommt es gar nicht erst zu einer Diagnose CMD. Entweder, weil die Beschwerden nicht so stark sind, dass ärztliche Hilfe in Anspruch genommen wird oder weil eine CMD nicht diagnostiziert wird. Die Ursachen und Symptome einer CMD sind sehr diffus. In einigen Fällen macht sich eine CMD direkt durch Schmerzen im Bereich der Kaumuskulatur und im Kiefergelenkbereich bemerkbar. Frauen sind etwas häufiger betroffen als Männer. In den Wechseljahren nehmen die Beschwerden meistens wieder ab. Kinder sind selten betroffen, erst im Jugendalter steigt die Zahl der Erkrankungen.

Die Fehlregulation, beziehungsweise Fehlstellung des Kiefers kann durch funktionelle, strukturelle, psychische oder biochemische Faktoren hervorgerufen werden.
In der Kaumuskulatur kann es zu myofaszialen Schmerzen kommen. Myofaszial bedeutet, dass sich in der Kaumuskulatur ein lokal begrenzter überempfindlicher Muskelbereich (Triggerpunkt) befindet. Im Kiefergelenk kann unter anderem eine Verlagerung der Knorpelscheibe oder eine Arthrose die Symptome einer CMD hervorrufen.


Was sind die Symptome einer CMD?

Schmerzen in den Kiefergelenken oder in der Kau- und Gesichtsmuskulatur sind noch relativ klar als Symptome auf eine CMD hinweisen. Die Schmerzen werden meist als dumpf und permanent oder wellenartig wahrgenommen. Sie treten sowohl in Ruhe als auch in Bewegung auf.

Störungen im Kieferbereich können Symptome im ganzen Körper verursachen. Umgekehrt können auch Unregelmäßigkeiten des Skeletts (Wirbelsäule, Hüfte, Beine) zu einer Kieferfehlstellung führen.
Zu Beginn der Erkrankung werden in einigen Fällen zunächst grippeartige Symptome auffällig, die dann aber bald abklingen und im weiteren Verlauf nicht wieder auftreten. Dafür kommt es dann, im weiteren Verlauf, zu anderen Beschwerden.

Weitere mögliche Symptome einer craniomandibulären Dysfunktion sind:

  • eingeschränkte Kieferbeweglichkeit
  • knacken im Kiefergelenk
  • Zähneknirschen (Bruxismus)
  • Zahnschmerzen
  • lose Zähne, Zahnwanderungen
  • Schnarchen
  • Ohrenschmerzen, Tinnitus
  • Halschmerzen, Schluckbeschwerden
  • Kopfschmerzen
  • Nackenschmerzen, Rückenschmerzen
  • Knie-, Schulter- und Hüftschmerzen
  • Schwindel
  • Sehstörungen (Lichtempfindlichkeit)
  • Schlafstörungen
  • depressive Verstimmungen

Die Symptome können plötzlich auftreten und genau so schnell auch wieder nachlassen. Wenn sie sich jedoch häufen oder regelmäßig auftreten, sollte man unbedingt ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Jedes Symptom für sich, kann mit der Zeit chronisch werden und wieder andere Beschwerden verursachen. Krankheitsherde im Kieferbereich strahlen auch auf den ganzen Körper aus. Auch dann, wenn die Bereiche nicht offensichtlich miteinander in Beziehung stehen.
Im weitern Verlauf, als Komplikation einer unbehandelten CMD, kann es durch ein geschwächtes Immunsystem auch zu Infektionen im gesamten Mund- und Rachenbereich kommen.


Die möglichen Auslöser einer CMD

Mehrere Ursachen werden für die craniomandibuläre Dysfunktion diskutiert. Manche Ursachen sind relativ einfach herzuleiten, wie zum Beispiel eine Okklusionsstörung. Das ist ein fehlerhafter Zusammenbiss, der entweder gar nicht, nicht korrekt oder nicht ausreichend zahnärztlich behandelt wurde. Ebenso können Zahnfehlstellungen oder Zähneknirschen mit der Zeit zu den Symptomen einer CMD führen. Weitere mögliche Ursachen:

  • schlecht trainierte Kiefermuskulatur
  • schlecht angepasster Zahnersatz
  • Haltungsschäden im Kopf-, Nacken- und Schulterbereich
  • posttraumatische Störungen
  • psychische Faktoren wie Disstress, Depressionen
  • genetische Disposition (familiäre Häufung)
  • Unfälle

Auswirkungen der CMD auf die Wirbelsäule

Bei einer CMD kann Eins zum Anderen führen. Der Kopf ist relativ schwer und beweglich durch einem Gelenk mit der Wirbelsäule verbunden ist. Diese Konstruktion funktioniert nur so lange ohne Beschwerden, wie alle Strukturen im Gleichgewicht sind und wenn die umgebende Muskulatur kräftig genug ist, der Wirbelsäule den nötigen Halt zu geben. Bereits andauernde Schmerzen im Kieferbereich, im Bereich der Ohren oder Kopfschmerzen können dieses Gleichgewicht stören.

Oft sind es nur minimale Schonhaltungen, die von den Betroffenen automatisch eingenommen werden. Die Muskulatur wird einseitig beansprucht und es kommt zu Verspannungen, Verhärtungen und, je nach Dauer dieses Zustandes, nachfolgend auch zu Schäden an den Wirbelstrukturen. Nackenschmerzen und Rückenschmerzen treten in vielen Fällen als zusätzliche Symptome der CMD auf.


Diagnose CMD

Aufgrund der vielen unterschiedlichen Beschwerden und Ursachen, die im Zusammenhang mit einer CMD stehen können, ist eine sorgfältige, fachgerechte Diagnose wichtig. CMD-Fragebögen im Internet können, als Selbsttest, erste Anhaltspunkte geben.

Fast jedes Symptom einer craniomandibulären Dysfunktion kann auch auf eine andere Erkrankung hinweisen. Bei Verdacht ist daher eine gründliche erste Untersuchung, in der Regel in einer zahnärztlichen Praxis unumgänglich. Hier sollte zunächst ein ausführliches Gespräch über die Krankheitsgeschichte, die Vorerkrankungen und über die derzeitgen Symptome geführt werden. Es folgt eine körperliche Untersuchung im Kieferbereich, in Bezug auf die Gelenke und mögliche Triggerpunkte der Muskulatur. Ein Röntgenbild kann weiter darüber Aufschluss geben, ob die Zähne als Verursacher der Schmerzen in Frage kommen. Auch spezielle Fragebögen können, besonders in Bezug auf psychische Auslöser, weitere Aufschlüsse geben und helfen, die Symptome besser einzuordnen.

Manche Zahnarztpraxen haben sich darauf spezialisiert und besitzen Aufzeichnungsgeräte, mit denen sie die Funktion und die Haltung des Kiefers analysieren können. Anfang der 2000er Jahre hat Frank Saxler ein neues Verfahren für die digitale Aufzeichnung einer Haltungsanalyse des Kiefers entwickelt, das Praevident 4D. Hiermit ist es den Zahnärzten möglich, aufgrund exakter Messungen, die individuelle Optimalstellung des Kiefers ihrer Patienten zu errechnen. Anhand dieser Ergebnisse können die jeweils exakt abgestimmten Orthesen zur Korrektur hergestellt werden.


Therapieformen bei einer Craniomandibulären Dysfunktion

Bei einer Therapie können unterschiedliche medizinische Fachbereiche gefragt sein. In erster Linie sind die Bereiche der Zahnmedizin, Orthopädie, Physiotherapie, Neurologie, der HNO-Bereich, die Psychotherapie oder Schmerztherapie involviert. Das richtet sich ganz nach der Ausprägung der Beschwerden. Einige der möglichen Therapieformen einer CMD:

  • zahnärztliche Schienentherapie (Okklusionsschiene)
  • Physiotherapie gegen Muskelverspannungen im Kieferbereich
  • Schmerzmedikamente
  • Muskelrelaxanzien
  • TENS (Transkutane Elektrische Nervenstimulation) gegen Schmerzen
  • Entspannungstechniken, Stressmanagement
  • Mundspülungen mit Heilkräutern (Nelken, Sternanis, Lavendel, Wacholder)
  • Akupunktur

Begleitend ist eine sorgfältige Mund- und Zahnhygiene ratsam, damit keine zusätzlichen Krankheitsherde entstehen. Regelmäßige Zahnarztbesuche, zur Mundhygiene, Kontrolle oder auch Früherkennung sind ratsam. Eventuell kann eine Umstellung der Ernährung auf weiche Speisen das Kiefergelenk entlasten.

Täglich sollten Muskelentspannungsübungen für den Kiefer, nach physiologischer Anleitung, durchgeführt werden.
Auch die eventuell auftretenden Begleiterscheinungen, wie Nacken- und Rückenschmerzen, gilt es in erster Linie durch ein gezieltes Bewegungsprogramm, Entspannung und Muskelaufbau, zu lindern. Es kann Sinn machen, sowohl für den Kieferbereich, als auch für die Wirbelsäule, Reminder in den Alltag zu integrieren: Hierfür setzt man sich am Arbeitsplatz und im Wohnzimmer Anker, in Form von optischen oder akustischen Signalen. Sie erinnern regelmäßig daran, wieder eine zuvor erlernte, entspannte Körperhaltung einzunehmen und den Kiefer bewusst zu lockern.

Artikel zuletzt aktualisiert am 24. Juni 2019 von

Dr. Schneiderhan, Orthopäde„Für Schreibtischsitzer ist die Entlastung der Wirbelsäule wichtig...Oft hilft es schon, sich bewusst zu machen, wie man im Moment sitzt.“

Dr. Schneiderhan, Orthopäde

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