Der Hals und Nacken werden von allen Wirbelsäulenbereichen am meisten bewegt. Doch die hohe Beweglichkeit stellt auch eine sehr große Belastung dar. Der Nacken- und Halsbereich ist daher häufig von Nackenschmerzen, Verspannungen und Bewegungseinschränkungen betroffen. Laut Untersuchungen leiden rund 50 Prozent aller Arbeitnehmer aufgrund ungünstiger Arbeitsbedingungen unter solchen Beschwerden. Dies macht sich durch verspannte oder verhärtete Muskeln und blockierte Wirbel schmerzhaft bemerkbar. Verspannungen und Nackenschmerzen sind oftmals gut behandelbar, doch sie können nur erfolgreich gelöst werden, wenn die Ursachen bekannt sind. Eine sorgfältige Anamnese ist daher sehr wichtig.
Wie findet man heraus, welche Ursachen die Verspannungen und Nackenschmerzen auslösen?
Oftmals sind es Verspannungen der Nackenmuskulatur, die Nackenschmerzen verursachen. Damit die Beschwerden gelindert werden können und sie sich nicht schlimmstenfalls chronifizieren, muss die Ursache ermittelt werden. Wenn nichts gegen die Auslöser unternommen wird, können die Beschwerden irgendwann dauerhaft bestehen. Somit können aus einer einfachen Nackenverspannung chronische Nackenschmerzen entstehen. Um schnellstmöglich Hilfe zu erhalten, ist eine frühzeitige Diagnose des Arztes wichtig. Er erkundigt sich danach, wo Muskeln verspannt sind, seit wann die Verspannungen bestehen und wo Schmerzen vorliegen. Die Beschreibung der Symptome bildet eine wichtige Basis: Wann haben die Beschwerden begonnen? Wie haben sie sich entwickelt? Wo sitzt der Schmerz? Strahlt er in andere Körperteile wie die Arme oder den Hinterkopf aus? Gibt es neben den Verspannungen und Nackenschmerzen Begleiterscheinungen wie Fieber, Gewichtsverlust oder Taubheitsgefühle? Der Arzt fragt zudem nach möglichen Ursachen, beispielsweise Sport, ungewohnte Belastungen bei der Arbeit, eine Computertätigkeit, privater oder beruflicher Stress. Dies alles kann einen Hinweis auf die Ursache der Verspannungen und Nackenschmerzen geben. Ohne eine exakte Diagnosestellung ist eine erfolgreiche Behandlung nicht möglich.
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Was muss analysiert und untersucht werden?
Die Anamnese durch den Arzt kann viele Fragen zu den Verspannungen und Nackenschmerzen beantworten. Doch auch die gründliche körperliche Untersuchung ist wichtig. Sie sollte den gesamten Menschen betrachten (zum Beispiel durch einen Osteopathen), statt sich lediglich auf den Nacken und Hinterkopf zu beschränken. Es stehen je nach Art und Ausmaß der Beschwerden verschiedene diagnostische Verfahren zur Verfügung:Der Arzt tastet den Nacken ab. Er prüft die Beweglichkeit von Hals, Schultern und Kopf. Je nach Lage und Ausstrahlung der Verspannungen und Nackenschmerzen kann der Arzt den Teil der Halswirbelsäule feststellen, der geschädigt ist. Die Körperhaltung wird kontrolliert, die Halswirbelsäule abgetastet und die Beweglichkeit geprüft. Der Arzt ermittelt durch Letzteres die maximale vorhandene Beweglichkeit und schlussfolgert somit, welche Muskeln betroffen sind, ob Gelenkblockaden vorliegen oder welche Nerven leiden. Zudem ist es möglich, einen neurologischen Befund, eine Sensibilitätsprüfung und einen Reflexstatus zu erheben.
Mit einem EMG (Elektromyogramm) kann die Muskelspannung gemessen werden. Dadurch wird ermittelt, welche Muskelpartien stark angespannt sind und ob eine muskuläre Dysbalance vorliegt. In manchen Fällen sind bildgebende Diagnoseverfahren wie Röntgenuntersuchung, Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztherapie (MRT) sinnvoll, um Fehlstellungen der Wirbelsäule, Bandscheibenvorfälle oder Knochenbrüche darzustellen. Sie kommen auch infrage, wenn der Befund weiterhin unklar ist. Insbesondere bei neurologischen Ausfällen sind sie unerlässlich. Eine Blutuntersuchung ist angebracht, wenn der Arzt vermutet, dass eine Grunderkrankung vorliegt, beispielsweise rheumatoide Arthritis, Infektionen des Rückenmarks oder bösartige Erkrankungen.
Eine umfassende Diagnostik ist insbesondere bei länger bestehenden Verspannungen und Nackenschmerzen wichtig, um die genaue Ursache herauszufinden und gezielt behandeln zu können.
Wer hilft bei der Suche nach den Ursachen der Verspannungen und Nackenschmerzen?
Allgemeinarzt, Orthopäde und Radiologe
Da Nackenverspannungen und -schmerzen vielfältige Ursachen haben können, ist es manchmal schwer, eine Diagnose zu stellen. Ist der Auslöser stressbedingt oder es liegen Abnutzungserscheinungen wie Arthrose oder Osteoporose vor, kann der Hausarzt aufgesucht werden. Er ist im Allgemeinen der erste Ansprechpartner und kann gegebenenfalls an einen Orthopäden überweisen, beispielsweise wenn der Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall vorliegt. In den meisten Fällen werden diese beiden Ärzte eine Diagnose stellen können. Durch eine Schilderung der Beschwerden und des Lebensstils werden ihnen erste Anhaltspunkte für den möglichen Auslöser geliefert. Der Radiologe kann durch bildgebende Verfahren die Ursache spezifizieren.
Neurologe oder Chirurg
Bei ungewöhnlichen Krankheitsbildern kann es notwendig sein, einen Neurologen oder Chirurgen aufzusuchen.
Osteopath
Sehr sinnvoll ist der Besuch eines Osteopathen, der oftmals bereits mit wenigen Handgriffen erkennt, warum der Betroffene Schmerzen hat. Er erspürt bei der Untersuchung Schicht für Schicht das Gewebe und kann auf diese Weise Spannungen und Bewegungseinschränkungen ermitteln. Ist ein Muskel oder Organ in der Bewegung eingeschränkt, versucht er die Ursache festzustellen und zu behandeln. Häufig kommt es schon durch einzelne Griffe spontan zur Linderung der Beschwerden. Osteopathie betrachtet den Körper, die Seele und den Geist als Ganzes.
Physiotherapeut
Daneben kann ein Physiotherapeut aufgesucht werden, der Nackenverspannungen mit bestimmten Handgriffen oder Massagen löst. In der Krankengymnastik erlernen Betroffene Übungen, um die Nackenmuskulatur aufzubauen sowie Körperhaltungen und Haltungsschwächen zu optimieren. Die Übungen müssen für einen spürbaren Behandlungserfolg jedoch regelmäßig über einen längeren Zeitraum durchgeführt werden.
Wie läuft häufig die Suche nach den Ursachen von Nackenschmerzen und wieso ist sie oft erfolglos?
Aufgrund der Vielfalt der Auslöser ist die Diagnostik ebenso sehr vielfältig. Das Problem ist häufig, dass der Mensch nicht als Ganzes angesehen wird. Dies ist jedoch wichtig, denn die Ursache der Verspannungen und Nackenschmerzen liegt oftmals nicht in diesem Bereich, wo die Beschwerden vorhanden sind. Hinweise auf den Auslöser geben beispielsweise auch die Körperhaltung, Muskelverhärtungen und die Atmung.
Ein weiteres großes Problem ist, dass oftmals nur die Symptome behandelt werden. Doch dies ändert nichts an den Ursachen der Beschwerden. Sie werden dadurch nicht beseitigt, sodass es zur chronischen Schmerzkrankheit kommen kann. Eine frühzeitige und gezielte Behandlung ist sehr wichtig, da sie sich in späteren Stadien immer schwieriger gestaltet und in vielen Fällen erfolglos bleibt. Bildgebende Verfahren kommen oft unnötig zum Einsatz, da sie bei Nackenschmerzen häufig nur bedingt aussagekräftig sind. Zudem sind nicht immer krankhafte Abweichungen zu finden. Die Diagnose muss daher gezielt erfolgen. Röntgen, CT und MRT sollten besonderen Fragestellungen vorbehalten bleiben.
Wie lange können die Beschwerden andauern?
Der Verlauf der Verspannungen und Nackenschmerzen aufgrund muskulärer Verspannungen ist meist gutartig und befristet. Beschwerden aufgrund von Verschleißerscheinungen, Halswirbelsäulenverletzungen, neurologischen und rheumatischen Erkrankungen nehmen hingegen meist einen chronischen Verlauf an, bei denen es Phasen akuter Schmerzen, aber auch Phasen relativer Beschwerdefreiheit gibt. Werden die Auslöser der Verspannungen und Nackenschmerzen nicht ermittelt und beseitigt, können sich Folgeschäden entwickeln wie Kopfschmerzen, Migräne, Entzündungen und Bandscheibenprobleme. Sie sind sehr unangenehm und beeinflussen die Lebensqualität erheblich.
Zusammenfassung
Nackenverspannungen und -schmerzen können eine große Belastung darstellen und viele weitere Beschwerden wie Kopfschmerzen verursachen. Meist lassen sich die Beschwerden mit Massagen oder anderen Maßnahmen kurzfristig behandeln. Doch solange der Auslöser nicht behoben wird, kehren sie oftmals schon nach kurzer Zeit wieder zurück und nehmen schlimmstenfalls einen chronischen Verlauf an. Daher sollte die Ermittlung der Ursachen stets oberste Priorität haben.
„8 Stunden vor dem Schreibtisch sitzen und danach auf der Couch abhängen ist keine artgerechte Haltung.“