Schmerzarten im Nacken

Es gibt mechanisch und nicht mechanisch ausgelöste Nackenschmerzen, Übertragungsschmerzen im Nackenbereich und Beschwerden, die psychisch bedingt sind. Werde selbst zum Profi und erfahre alles Wissenswerte zu den Beschwerdebildern und lies in diesem Artikel, wie du dir selber helfen kannst.

Plötzlich zieht es im Nacken, jede Kopfdrehung verursacht Schmerzen. Sofort stellt sich die Frage, woher kommt das? Hab ich falsch gelegen? Zug bekommen? War es eine unglückliche Bewegung beim Sport, ist es nur Muskelkater? Oder war doch die rasante Fahrt mit dem Autoskooter, gestern auf der Kirmes, daran Schuld? Besonders, wer häufiger unter Nackenschmerzen leidet, sollte sich achtsam auf die Suche nach der Ursache machen, nicht immer lassen sie sich so einfach herleiten.

Am häufigsten sind Verspannungen aufgrund von Fehlhaltungen der Grund für die Nackenschmerzen. Doch gibt es auch noch andere Schmerzarten im Nackenbereich. Besonders, wenn die Schmerzen immer wieder auftreten oder gar nicht besser werden wollen, sollte man sich auf die Suche machen.

Mechanisch ausgelöste Nackenschmerzen

Hierzu zählen alle äußeren Einwirkungen auf die Muskulatur, Sehnen- und Bänderstrukturen, Gelenke und Knochen in der Nackenregion. Den größten Anteil machen hier, wie schon erwähnt, die Muskelverspannungen aus. Doch auch plötzliche Bewegungen oder Einwirkungen von außen verursachen Schäden an den genannten Strukturen. Allem voran das bekannte Schleudertrauma nach einem Auffahrunfall. Ähnliche Traumen können auch beim Sport passieren. Besonders schnelle Sportarten, die mit einer untrainierten Muskulatur oder ohne ausreichende Aufwärmphase ausgeübt werden, können zu heftigen Nackenschmerzen führen, zum Beispiel:

  • Squash
  • Tennis
  • Handball
  • Basketball
  • Delphinschwimmen
  • Brustschwimmen
  • Kampfsportarten
  • Trambolinspringen

Wie bei einem Schleudertrauma auch, werden die Nackenschmerzen, die durch solche Vorfälle ausgelöst wurden, nach einiger Zeit von allein verschwinden. Vorausgesetzt, es sind keine ernsthaften Schäden an den Gelenken oder den Wirbelstrukturen entstanden. Dies muss, nach einem Vorfall oder Unfall dieser Art immer ärztlich abgeklärt werden.

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Anders sieht das bei Verspannungen aus. Hier hat man als Leidtragender eigentlich alles selbst in der Hand. Nach der ersten Schmerzlinderung (z.B. durch Schmerzmittel, Wärme oder Bewegung) müssen die Muskeln langsam aufgebaut werden. Das Umfeld sowie das Verhalten in der Freizeit und bei der Arbeit sollte nackenfreundlich angepasst und gestaltet werden.

Eine dritte Ursache für mechanisch bedingte Nackenschmerzen sind Verschleißerscheinungen. Daran kann entweder das fortgeschrittene Alter mitschuldig sein oder eine übermäßige Beanspruchung. Letzteres findet man oft bei Leistunssportlern oder durch andere Arbeiten, die im Laufe des Lebens den Nackenbereich besonders beanspruchen.

Diese Nackenschmerzen entstehen dann häufig durch Arthrose der kleinen Wirbelgelenke im Halsbereich. Medizinisch ausgedrückt geht es hier um eine zervikale Spondylose. Meistens sind davon die Wirbelgelenke der vierten bis siebten Halswirbel betroffen. Diese werden am meisten belastet. Verursacht wird diese Wirbelarthrose durch den Verschleiß der Bandscheiben. Sie können ihre Pufferfunktion nicht mehr ausüben und die Wirbelgelenke werden mehr und mehr belastet. Durch diese Belastung nutzen sich die Gelenkknorpel ab. Mit der Zeit reibt dann Knochen auf Knochen und das ist äußerst schmerzhaft. Wenn dieser Prozess voranschreitet, bilden sich Knochensporne, die auf Nerven drücken können und einmal mehr starke Schmerzen verursachen.

Definition: Was ist eine zervikale Spondylose?

Cervix kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Hals. Eine Spondylose bezeichnet eine degenerative, also nicht entzündliche, Veränderungen an der Wirbelsäule. Bei der zervikalen Spondylose sind Strukturen der Halswirbelsäule, die Bandscheiben oder die Wirbel, arthritisch verändert. Es kommt zu Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und schließlich zu einer Versteifung. Am häufigsten sind ältere Personen ab 55 Jahren davon betroffen.

Weiterführende Informationen finden Sie hier.

Nicht mechanisch ausgelöste Nackenschmerzen

Von nicht mechanisch ausgelösten Nackenschmerzen spricht man, wenn die Beschwerden durch Krankheiten an den Nackenstrukturen ausgelöst werden. Wollen die Nackenschmerzen so gar nicht nachlassen, sind sie dazu noch von weiteren körperlichen Symptomen, wie Mattigkeit und Fieber begleitet, können spezielle Krankheiten wie entzündliche Erkrankungen des Binde- und Stützgewebes, der Muskeln oder Nerven im Nackenbereich die Ursache dafür sein:

  • rheumatoide Arthritis
    Bei einer Arthritis handelt es sich um die Entzündung eines oder mehrerer Gelenke. Die rheumatoide Arthritis ist ein eigenes Krankheitsbild (chronische Polyarthritis) und zählt zu den Autoimmunkrankheiten. Sie ist eine der häufigsten entzündlichen Erkrankungen der Gelenke. Hauptsächlich sind die kleinen Finger- oder Zehengelenke davon betroffen. Dabei kommt zu Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und schließlich zu einer Versteifung der Gelenke.
  • Bechterew Krankheit
    Der Morbus Bechterew, auch Spondylitis Ankylosans, ist eine rheumatische Entzündungserkrankung und gehört zu den Autoimmunkrankheiten. Dabei kommt es zu einer Entzündung der Wirbelgelenke (seltener: andere Gelenke). Die Entzündungen nehmen einen chronischen Verlauf und führen mit der Zeit zu einer vollständigen Versteifung in den betroffenen Regionen („Bechterew Buckel“). Genetische und immunologische Prozesse werden als hauptsächliche Ursachen angenommen.
  • Polymyalgia rheumatica
    Wörtlich übersetzt handelt es sich bei dieser entzündlichen Erkrankung um einen rheumatisch bedingten Vielmuskelschmerz (auch: Polymyalgie, PMR). Als Ursache werden autoimmunologische Prozesse vermutet. Das Immunsystem richtet sich dabei gegen die eigenen Körperzellen. Die Ursache dafür ist nicht bekannt. Überwiegend ältere Menschen, ab 65 Jahren, leiden an diesen Schmerzen, die hauptsächlich in der Beckgürtel- und Schultermuskulatur auftreten.
  • Diszitis (bakterielle Bandscheibenentzündung)
    Diszitis ist die kurze Bezeichnung für Spondylodiszitis. Es handelt sich dabei um eine bakteriell oder rheumatisch bedingte Entzündung der Bandscheiben. Dabei werden die angrenzenden Wirbelkörper ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Die Krankheit macht sich durch Schmerzen in der Nacht und bei Belastung bemerkbar. Als weitere Symptome können Fieber, Gewichtsabnahme und Nachtschweiß Hinweise auf eine Diszitis sein.
  • Spondylitis
    Griechisch „Spondylus“ ist der Wirbel. Die Spondylitis eine Wirbelentzündung. Auf dem Blutweg kommt es dabei zu einer Infektion der Wirbelkörper. Relativ unspezifische Rückenschmerzen erschweren die Diagnose einer Spondylitis. Erst im weiteren Verlauf kommt es zu Auffälligkeiten, die im Blutbild erkennbar werden. Leider ist es dann meistens auch schon zu Zerstörungen an der Knochenmasse der Wirbel gekommen.
  • gutartige/ bösartige Tumore
  • Osteoporose

Übertragungsschmerzen im Nackenbereich

Übertragungsschmerzen sind Schmerzen, die in einer Körperregion wahrgenommen werden, wo sie nicht verursacht werden. Grob eingeteilt gibt es zwei verschiedenen Arten von Übertragungsschmerzen:

  • die Übertragung von Schmerzen durch eine Erkrankung von Organen oder anderen Teile des Körpers in den Nackenbereich
  • die Übertragung von Muskelschmerzen durch spezielle Triggerpunkte, von einer Körperregion auf den an sich unbeteiligten
    Bereich des Nackens

Übertragungsschmerzen im Nackenbereich durch organische Erkrankungen

Grundsätzlich können alle Organe, die mit dem Zwerchfell in Kontakt stehen, bei einer Erkrankung Schmerzen im Nackenbereich auslösen. Das betrifft sowohl die Organe über dem Zwerchfell (Lunge, Herz) als auch die Organe darunter (Darm, Leber, Bauchspeicheldrüse). Verantwortlich dafür ist ein langer Nerv, der beidseitig der Wirbelsäule verläuft, der Nervus Phrenikus. Er verbindet das Nervengeflecht am Zwerchfell nerval bis hoch in die Halswirbelsäule und die Arme hinein (Plexus cervicalis, Plexus brachialis). So können sich Störungen an den Organen bis in den Nacken und sogar weiter bis in die Arme hinein übertragen.

Bei anhaltenden Nackenschmerzen, die sich durch die normalen orthopädischen, physiotherapeutischen Maßnahmen nicht bessern, sollte man auch eine internistische Ursache in Betracht ziehen und fachärztlich abklären lassen.

Nackenschmerzen können auch bei einigen seltener gewordenen Infektionskrankheiten wie Meningitis (Hirnhautentzündung), Tollwut, Tetanus, Influenza, Salmonelleninfektion oder Listeriose auftreten. Meistens fallen sie jedoch durch die allgemein starke Krankheitssymptomatik nicht so sehr ins Gewicht.

Übertragungsschmerzen im Nackenbereich durch Triggerpunkte

Als Triggerpunkte werden erbsengroße Verspannungsknoten der Muskulatur bezeichnet. Sie verursachen direkt an Ort und Stelle Schmerzen. Aber nicht selten senden sie auch durch den Kontakt mit Nervenbahnen Schmerzsignale in entfernte Regionen aus.

Solche Triggerpunkte können durch einen gestörten Energiestoffwechsel der Muskeln in einem bestimmten Bereich entstehen. Häufig sind gestörte Gelenkfunktionen die Ursache. Zum Beispiel durch Arthrose. Das Gelenk ist in seiner Bewegung eingeschränkt, aber die Muskeln arbeiten gewissermaßen dagegen an. So entstehen diese kleinen Verhärtungen in den Muskeln.

Manchmal kann man die Triggerpunkte als Knubbel unter der Haut ertasten. Doch auch klein wie ein Stecknadelkopf können sie Schmerzen verursachen. Viele davon bleiben jedoch symptomlos, ohne direkte oder Übertragungsschmerzen, sie sind jedoch druckschmerzhaft. Man spricht dann von inaktiven Triggerpunkten.

Welche Triggerpunkte, an welchen Stellen, Schmerzen im Nackenbereich auslösen, dafür gibt es unterschiedliche Modelle der Zuordnung. Zum Bespiel aus der Osteopathie oder der Akupunktur. Für Übertragungsschmerzen in den Nackenbereich hinein findet sich häufig eine Relation zu Triggerpunkten am Rand der Schulterblätter längs. Vom Nackenbereich ausgehend, können Triggerpunkte im Nacken verantwortlich für Kopfschmerzen sein.

Nicht immer lassen sich ertastete Knötchen einfach weg massieren. Nicht immer muss es sich bei einer getasteten Verhärtung um einen Triggerpunkt handeln. Die meisten Muskelverhärtungen lösen sich von selbst wieder auf. Die beste Vorbeugung besteht darin, Fehl- und Überbelastungen der Muskeln zu vermeiden und sie durch tägliche Bewegung gut zu pflegen und zu stärken.

Nackenschmerzen mit psychischem Hintergrund

Meistens denkt man bei Nackenschmerzen zuletzt daran, dass sie auch psychische Ursachen haben können. Wenn sich die Nackenschmerzen mit den üblichen Therapiemaßnahmen gar nicht bessern, muss man auch psychische Ursachen in Betracht ziehen. Gerade Nackenschmerzen und Rückenprobleme sind nicht selten psychosomatisch bedingt. Man spricht auch von somatoformen Störungen. Folgende psychische Auffälligkeiten und Erkrankungen zeigen häufig Symptome in Form von Nackenschmerzen:

  • negativer Stress (Mobbing, Überlastung, etc.)
  • emotionaler Stress (Trauer, Liebeskummer)
  • chronische oder schwere Erkrankungen
  • depressive Verstimmungen, Pessimismus
  • geringes Selbstwertgefühl
  • Depressionen
  • Angststörungen

Wenn die Seele Stress hat, bleibt der Körper davon nicht unberührt. Die ganze Körperhaltung und der Muskeltonus sind verändert, wenn wir psychischen Belastungen ausgesetzt sind.
Oft werden bestehende Nackenschmerzen durch Muskelverspannungen noch weiter verstärkt, weil es zu einseitigen Schonhaltungen kommt. Zudem drückt der ständige Schmerz auch noch auf die psychische Verfassung. Auf diese Art bekommen die Schmerzen immer wieder Nahrung. Hier heißt es, rechtzeitig aus diesem Teufelskreis aussteigen.

Bei psychosomatischen Symptomen, wie Nackenschmerzen, ist es wichtig, den Mechanismus entweder selbst zu erkennen oder aber durch eine kluge ärztliche Betreuung aufdecken zu lassen.
Der erste Schritt ist es, diesen Zusammenhang zu erkennen. Nicht immer muss daraufhin gleich eine psychotherapeutische Behandlung erfolgen. In den meisten Fällen, wenn keine psychische Erkrankung dahinter steckt, reicht es, konsequent Maßnahmen zu ergreifen, wie:

  • regelmäßig Bewegung an der frischen Luft
  • Entspannungsübungen (Meditation, autogenes Training)
  • Entspannungstraining (progressive Muskelentspannung, Yoga, Qi Gong)
  • Kunst- oder Sozialtherapie

Stehen handfesten Probleme hinter dem psychischen Stress, wie zum Beispiel Mobbing oder Überarbeitung, ist es wichtig, diese Probleme konsequent, eventuell mit Hilfe, anzugehen und zu lösen.

Artikel zuletzt aktualisiert am 24. Juni 2019 von

Luc Peeters, Int. Academy of Osteopathie„Unter Nackenschmerzen leiden in der Tat viele Menschen. Weltweit sind dies ungefähr 330 Millionen (beinahe 5% der Weltbevölkerung).“

Luc Peeters, Int. Academy of Osteopathie

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